Himmelsbrücke zu Menschen in Not

Donnerstag, 5. Juni 2008

IFR Flugprüfung

Es ist der zweite Juni 2008, 5:00 am, der Wecker erlöst mich endlich von meinem unruhigen Schlaf. Heute ist der grosse Tag, meine Flugprüfung! Lange habe ich darauf hingearbeitet jeden Tag bis spät nachts mich mit der vielen Theorie abgekämpft, hoffentlich habe ich über Nacht nicht schon wieder alles vergessen! Ein erster prüfender Blick aus dem Fenster – es ist bewölkt und dicke Wolken hängen am Himmel die nicht viel Gutes versprechen. Nein, ist mein erster Gedanke, der Wetterbericht war doch so gut für meinen Tag X und jetzt sieht es nach Regen aus. Super! Doch eigentlich sind es ja genau die richtigen Bedingungen für einen Instrumentenflug. Nachdem ich kurz was gegessen hatte, schwang ich mich auf das Bike und radelte zum Flugplatz. Alles schläft noch friedlich ausser ein crazy Swiss guy der im Regen auf dem Fahrrad in Richtung Flugplatz unterwegs ist.
Mein Instructor erwartet mich bereits und hilft mir das Flugzeug auftanken, es geht alles sehr schnell denn der Regen wird stärker. Gemeinsam schauen wir uns den Wetterbericht an, studieren den Wetterradar und es sieht nicht sehr gut aus. Gegen Mittag sollte es besser werden und ein Start möglich sein. Ich berechne die Windkorrektur für meinen Flug nach Calgary, den notwendigen Treibstoff und gehe noch einmal den ganzen Flug mental durch. Um acht erscheint der Prüfungsexperte und fragt mich gleich was ich zum Wetter meine, na ja das geht ja schon gleich los! Nach einiger Diskussion beschlossen wir den Flug um einige Stunden zu verschieben und zuerst den mündlichen Teil hinter uns zu bringen. Zuerst erledigen wir den Papierkram und es geht los mit Fragen über Luftrecht, Regeln über Instrumentenflug, Notverfahren usw. es geht gut und er scheint zufrieden zu sein mit meinen Antworten. Nach einer halben Stunde habe ich diesen Teil hinter mir und ich spüre bereits eine grosse Last von meinen Schultern weichen. Jetzt ist „nur“ noch der Flug, denke ich, doch ich bin angespannt weil ich entscheiden muss ob ich fliege oder nicht. Am Freitag ist mein Flug in die Schweiz den ich auf keinen Fall noch einmal verschieben möchte, die ganze Woche soll es regnen und der nächste Ausweichtermin ist Donnerstagnachmittag. Der Prüfungsexperte rät mir ab da ich zuvor noch nie in den Wolken geflogen bin. Ich bete und überlege während ich mich für einige Minuten an ein stilles Örtchen zurückziehe, was soll ich machen? Da weiss ich es, ich werde fliegen und es wird gut kommen! Wir fliegen, teilte ich Dug, dem Experten mit und auch der Cheffluglehrer gab sein Einverständnis. Bald sassen wir im Flieger, rollten auf die Startbahn, full power und wir schwebten über die frisch angesäten Getreidefelder bald werden sie unter uns in den Wolken verschwunden sein. Vom Tower erhielt ich die Instrumentenflugbewilligung und die Anweisung auf eine Höhe von 6000 Fuss zu steigen. Wir waren in den Wolken, wow, sooo cool! Jetzt hiess es einfach sich voll und ganz auf die Instrumente zu konzentrieren und sich nicht von den Wolken beirren lassen. Eigentlich sah ich nicht sehr viel von den Wolken denn meine Aufmerksamkeit galt voll und ganz den Instrumenten. Jede kleine Abweichung versuchte ich sofort zu korrigieren egal was meine Gefühle mir versuchten zu erzählen – die Instrumente haben recht! Wenn man eine Kurve fliegt hat man das Gefühl das man geradeaus fliegt und alleine die Instrumente zeigen auf in welcher Fluglage sich gerade das Flugzeug befindet. Regelmässig erhielt ich vom Tower Instruktionen für den Anflug auf den International Airport Calgary - „REGS 22 is cleared for ILS Approach Runway 16“ nach einigen Richtungsänderungen „fädelte“ ich den Anflugsektor ein und meine Instrumente gaben mir genau an in welche Richtung und mit welcher Sink rate ich anfliegen muss. Laut GPS waren wir der Landebahn schon ziemlich nahe - da wir gleiteten durch die Wolkendecke durch und vor uns lag die Landepiste, das Fahrwerk war ausgefahren die Landeklappen entsprechend gesetzt alles war bereit um zu landen. Wie vorbesprochen starteten wir durch und kletterten wieder zurück in die Wolken. Es ging weiter zu einem anderen Flugplatz, ich erhielt das clearance um auf 7000 Fuss zu steigen. Wow, blauer Himmel breitete sich plötzlich vor uns aus und die warmen Sonnenstrahlen wärmten das Cockpit schnell auf, unter uns ein Wolkenmehr soweit das Auge reichte. Mega schön! So etwas kann man nicht beschreiben, es ist … ja eben man kann es nicht beschreiben! Ich genoss trotz hoher Konzentration die Sonnenstrahlen, widmete mich aber schnell wieder den Instrumenten zu um nicht etwas zu verpassen. Leider waren wir bald wieder in den Wolken und auch über meinem nächsten Ziel. Ich erhielt die Anweisung für 15 Minuten Warteschlaufen zu fliegen. Eine Minute vom Navigationspunkt auswärts, outbound, eine 180° Rechtskurve, eine Minute inbound dann wieder eine Rechtskurve usw. Nach einer Runde weiss man auch wieviel Windkorrektur man einberechnen muss um auf Kurs zu bleiben, das ganze wird aber auf die Länge ziemlich langweilig. Ein weiterer Landeanflug stand auf dem Programm mit einem Durchstartmanöver. Leider ist mir dieser nicht so gut gelungen, der Wind bliess mich vom optimalen Anflugwinkel und ich dachte – oh, oh das war es dann! Im Tiefflug flogen wir anschliessend unter der Wolkendecke, auf Sichtflug, in Richtung home base. Mit einem komischen Gefühl im Magen landete ich in Three Hills, etwas enttäuscht von meinem letzten Anflug und mit der Erwartung, dass ich diesen Teil noch einmal machen muss. Ich parkierte das Flugzeug und wartete gespannt auf das was jetzt kommen wird.

Congratulation, you passed!!

Wow, ich konnte es nicht fassen - ich habe es geschafft! Prais the Lord!
Irgendwie kann ich es auch ein paar Tage danach noch immer nicht richtig fassen und vermutlich werde ich auch noch einige Tage dazu brauchen. Jetzt habe ich noch zwei Tag hier in Kanada und natürlich kann ich jetzt nicht einfach nichts tun – ich nehme noch einige Akroflugstunden. Heute standen einige Rollen und Loopings auf dem Program und morgen kommen noch einige andere Figuren dazu. Jeder sah es mir nach dem Flug an "du siehst heute ziemlich bleich aus", na ja viel länger hätte ich es nicht ausgehalten doch es war trotzdem schön!
Am Freitag geht es ab in die Schweiz, die Koffer sind gepackt und die Bücher verstaut. Jetzt beginnt etwas Neues und darauf freue ich mich sehr.

See you soon

Andy

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