Himmelsbrücke zu Menschen in Not

Freitag, 30. Juli 2010

Invinitivo, Dativo, Stativo und Co…

Das Auto ist beladen mit Pampers und sonstigen Notwendigkeiten, alle sieben haben einen Platz gefunden und sind angeschnallt. Es geht ab in die Ferien, meine Schwester mit ihrer Gross –Familie und ich. Wir freuen uns aus dem hecktischen, kalten und nebligen Lima auszubrechen – doch wenn nur diese Fahrt nicht wäre! Ungefähr 300km liegen vor uns, 9 Stunden Fahrtzeit weil wir auch ca. 9‘000 Höhenmeter überwinden müssen. Uff, unser Ziel ist der peruanische Hochurwald. Ein wunderschönes Gebiet zwischen den nahezu unüberwindbaren Anden und dem feucht, tropischen Amazonas.
Ausserhalb der Stadt übernehme ich das Steuer und es geht in Richtung 4800 m.ü.M., die Passhöhe. Die gute aber schmale Strasse windet sich engen Schluchten hoch und mit nur 25km/h schleichen wir oft hinter LKW’s her und derer sind, ausgerechnet heute, tausende unterwegs. Überholen kann man kaum und gemütlich geht es beinahe im Schritttempo hinter dem schwarz qualmenden Holztransporter her – wir haben es ja nicht eilig rede ich mir ein um nicht ein unnötiges Risiko einzugehen. Gespannt schaue ich bei jeder Kurve nach vorne um ja nicht, die sich mir hoffentlich bald bietende Überholgelegenheit, zu verpassen - wäre ja noch – und tatsächlich eine Linkskurve und oben sieht man das keiner entgegen kommt. Meine Chance, innen in der Kurve durch und wir haben den Stinker hinter uns. Oh,oh, aber hallo das darf doch nicht wahr sein - nicht jetzt - die Freude ist weg denn ein strammer Polizist winkt uns auf die Seite und der LKW überholt uns wieder, das ist ärgerlich! Ganz ruhig bleiben Andy, Scheibe runter und der freundliche Polizist hält mir einen langen Vortrag über mein Vergehen. Überholen in der Kurve. Autsch! Diese Döddels, sorry, stehen immer oben an der Kurve, schauen runter und holen die Fahrzeuge – mich - heraus die irgendwo irgendwie überholt haben, dabei war es doch völlig ungefährlich.
Ich stelle auf - nix verstehen um und händige ihm meinen Int. Ausweis aus. Überprüfen, diskutieren, reden, mein Schwager schaltet sich ein der Polizist verlangt ca. 150 US$. Viel zu viel und wir drohen mit einem Anruf zu unserem Anwalt und strecken ihm das Strassenstrafgesetzbuch hin mit der bitte, er soll uns doch zeigen wo dies stehe. Das Büchlein ist vom 2009 und nicht mehr gültig, wir bitten um sein Büchlein und – er hat auch nur ein vorjähriges. Natanael füttert derweilen den Ordnungshüter durchs offene Fenster mit Zuckerbonbons und Biskuits. Ja, ja in Peru muss man alle Register ziehen – so etwas lernen die Kinder schon im Kindergarten. Die Diskussion geht hin und zurück bis er plötzlich, nach einer langen Rede mir den Ausweis wieder zurück gibt und meint wir können weiter fahren. Weiter!? Ohne Busse! und weil er so nett war opfere ich meine einzige Schweizer Schokolade. Noch einmal gut gegangen, schnell weiter. Der LKW hat inzwischen über 30 Minuten Vorsprung und weitere haben sich während unserer unfreiwilligen Pause in die Lücke geschlichen. Kopfschmerzen und Übelkeit machen sich bei uns bemerkbar und auch dem Motor macht die Höhe zu schaffen.
Ein gutes Zeichen, dass wir bald auf der Passhöhe sind. Mit dem Flugzeug dürfte man nicht so weit hoch ohne Sauerstoff oder Druckkabine aber mit dem Auto ist das alles anders. Der Pass, und schnell geht es auf der anderen Seite, den LKW‘s sei Dank, im gleichen Schneckentempo wieder runter. Auf angenehmen 3000m machen wir einen Pippi- , Pamper- und Fahrerwechsel halt. Noch zwei drei Stunden durchhalten und wir sind im Urwald.
Endlich geschafft nun geniessen wir zehn Tage, Buschleben mit wandern, Schiffli bauen, Bäche stauen und Vielem mehr wie … kein Wasser, verstopfte Toiletten, Ameisen, Wespenstiche, Durchfall, Fieber, Erbrechen aber nichts Schlimmes … halt das Leben im Busch.

Nach dem Buschleben das Grossstadtleben. Ich wohne in einem grossen Appartement mitten in Curitiba, Brasilien. Habe nach nur einer Woche schon viele Freunde da und dort aber die Grammatik und ich – da wird nie was draus! Und einmal mehr stelle ich fest und frage: Warum ist die Grammatik nur so kompliziert und jede Sprache wieder anders. Und eines verstehe ich ja überhaupt nicht, warum es im Portugiesischen mehr Zeiten geben soll als im Englischen … macht doch überhaupt keinen Sinn, denn auch die können nur in der Gegenwart leben. Es sollte uns doch gar nicht mehr interessieren ob das Vergangene vor dem Vergangen stattgefunden hat oder umgekehrt – ist doch vollkommen egal! Was vorbei ist, ist vorbei und Geschichte - finde ich! Vermutlich ist dies nur, um es den armen Studenten noch schwieriger zu machen als es ja eh schon ist. Obwohl ich zu 100% in der Gegenwart lebe holt mich gerade die Vergangenheit wieder ein! ...und sie kommt halt doch wieder die Vergangenheit. Ja, ja, hatte einen Fensterplatz und gute Kollegen im Deutsch, Französich, Spanisch und English und jetzt … ist die Stunde der Wahrheit und alles kommt während meinem Portugiesisch Privatunterricht zum Vorschein … oder eben nichts! Kein Klassenkamerad der mir die Lösungen zuflüstert oder bei dem ich – mit dem ich zusammen die Aufgaben löse – ok abschreibe. So kämpfe ich mich nun durch all jene …tivos und staune. Das einzige was ich kenne ist Stativ’o – aber das ist ja was ganz anderes und bringt mich in der grossen und weiten Welt der Sprachenakrobatik nichts! Doch, doch es besteht noch Hoffnung, auch für den Kuret; eines Tages wird es auch der tschägge!

… und überhaupt muss man doch einfach nur reden können und das Wissen, wie das was man gerade gesagt hat heisst, ob das Akku-, Da-, Nomina- oder ein Stativ ist, bringt mich im Leben auch nicht weiter! … und in Mozambique noch weniger!!!

Aber sonst geniesse ich die Zeit hier in Curitiba, Brasilien. Es ist Winter, die Sonne scheint und ich sitze auf dem Balkon in shorts und T-shirt. Morgen werde ich für zwei Tage aus der Stadt fahren und die Missionsbasis von SAM besuchen.

Dienstag, 6. Juli 2010

Rocky Mountains

Eine gute und eine schlechte Nachricht! Die Gute; endlich wird es hell und ein lange, kalte und beinahe schlaflose Nacht habe ich mit nur ein paar wenige Liegeschäden überlebt. Die Schlechte; es ist hell und erst 04:00 Uhr und für einen, nicht Morgenmensch wie mich, eine gnadenlose Quälerei um diese Zeit nur schon an das Aufstehen zu denken, geschweige denn es wirklich zu tun. So versuche ich es mit List und rede mir ein es wäre schon acht oder noch besser zehn Uhr. Ich krieche aus dem Zelt ein Reh äst friedlich nur einige Meter neben dem Zelt – so früh, das arme Tier – wie die das wohl machen und erst noch an einem Samstagmorgen?! Mit einem grossen heissen Kaffee würden meine Lebensgeister sofort erwachen, stattdessen schlürfe ich einen Eiskaffee aus dem Schüttelbecher und aufgeweichte Cornflakes in Eismilch. Juhui Campen ist schön, vor allem wenn man so gut ausgerüstet ist wie ein „möchte gerne Camper“! Mein Zelt sieht auch entsprechend aus, doch Kunststück mit zuwenig Heringen, darum breche ich das Zeltähnliche schnell ab damit die Nachbarn es ja nicht sehen, jetzt wo es hell wird. Ich stelle allerdings fest, dass das Reh und ich die einzigen sind weit und breit welche schon auf sind. Friedliches Schnarchen hört man von Nebenan – die haben bestimmt einen dicken, warmen Schlafsack und eine superweiche Matratze, ja so ein Haus auf Rädern werde ich das nächste Mal auch mieten, das ist sicher!

Heute gehe ich auf eine Wanderung, fünf Stunden, drei hoch und zwei runter. Auf einem schmalen Pfad geht es steil den Berg hoch einem Wildbach entlang. Immer wieder gibt es einiges zu fotografieren, Wasserfälle, Pilze, Seen flach wie Spiegel, Berge in der Ferne usw. (siehe Fotoalbum) doch meine ganze Aufmerksamkeit gilt den Bären die irgendwo da draussen sein sollten. Es ist ja schon unglaublich da soll es Bären haben und plötzlich wenn man so wandert meint man in der Ferne einen Teddybären zu sehen. Das Jagdfieber treibt mich weiter vorwärts denn ich will ja ein Portrait für das Fotobuch schiessen. Ich schleiche mich näher und der Teddy wird zum Braunbär und der Braunbär zum Grizzly. Ich wage mich bis auf eine 200mm Zoomdistanz heran, riskiere mein Leben und bin bereit für das Bild der Bilder und plötzlich verwandelt sich der Grizzlybär in einen moosüberwachsenen Baumstrunk!? Die ganze Aufregung umsonst. So geht dies bei jeder Wanderung – das braucht Nerven! Der Regen wird stärker und ich suche meine Regenkleider – ja,ja bin ausgerüstet obwohl ein 100 Liter Kehrichtsack hätte es auch getan – nicht dass ich den ausfüllen würde aber es soll ja nicht zu Körperbetont sein oder! Diesen Tipp habe ich von einem guten Freund als wir im Alpstein waren und dort geht so was, da laufen die Wanderer ja noch ganz anders herum! Anyhow, auf dem Weg zum Gletscher passiere ich zwei Höhlen, aha da hausen meine Freunde und es sind deutlich Spuren zu sehen doch die Lockrufe scheinen eher das Gegenteil zu bewirken und ich wandere weiter in Richtung Gletscher. Da kommen mir zwei Wanderer entgegen die mir einen erfahrenen Eindruck machen und ich erzähle ihnen von den Höhlen da unten und eben, dass ich vermute es hätten sich da Bären drin verschanzt. Sie lachen nur und meinen die wären zu dieser Jahreszeit im Tal wo es Gras hat. Aha Vegetarier also und sie sind im Tal, das beruhigt und ich kann die schöne Bergwelt geniessen ohne hinter jedem Felsbrocken einen Grizzlybär zu vermuten.
Zuoberst am Fusse des Gletschers raste und geniesse ich meinen Lunch. Der Regen hat für einen kurzen Moment aufgehört und die Sonne kämpft sich einen Weg durch die Wolkendecke und beleuchtet die gegenüberliegende Seite der Rockys. Leider ist es schon spät und ich muss an den Abstieg denken – zurück ins Bärenland – die Spannung steigt wieder je näher ich der Talsohle komme und tatsächlich da steht doch ein Braunbär kuhmässig auf einer Löwenzahnwiese.
Schnell ziehe ich meine Kamera unter der Regenjacke hervor und – endlich habe ich ein Bärenfoto! Leider reicht es nicht für ein Gruppenfoto, denn meine Swissjodel Abwehrstrategie wirkt zu gut und der Bär schaut dass er so schnell wie möglich weg kommt, bei einer solchen akustischen Umweltverschmutzung … sorry! – Und der, oder sie, ist wirklich Vegetarier so wie der/sie Gras frisst!

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