Himmelsbrücke zu Menschen in Not

Samstag, 27. Februar 2010

Hungersnot am Zambezi Fluss

Diese Woche sind wir für zwei Tage an den Zambezi Fluss geflogen. Unser Ziel ist es festzustellen, wie die Lage im Bezug auf Hungersnot und Medizinische Versorgung ist. Früh am Morgen fliegen wir mit unserer Cessna Richtung Norden nach Tambarra. Im Tiefflug inspiezieren wir die Landebahn welche sich eher als Kartoffelacker präsentierte. Im Slalomstiel landen wir unser Flugzeug sicher um die mit einem Ast markierten Löcher. Als wir das Flugzeug parkieren sind Dwight und ich beide schweissgebadet – nicht nur wegen der drückenden Hitze auch wegen den „Slalomstangen“ auf der Piste, doch alles ging gut und hunderte Kinder umringen unser Flugzeug und wollen uns zur Begrüssung die Hand schütteln. Da es in diesem Gebiet kaum Landebahnen gibt, hilft uns Merci Air mit einem Helikopter aus um das Gebiet entlang dem Zambezi River zu erkunden und Dörfer zu besuchen die man sonst nur zu Fuss erreichen kann. Nach dem wir auf der Karte die Dörfer markierten und das Programm mit Matthias dem Helipilot, übrigens auch ein Schweizer, besprochen haben, geht es wieder ab in die Lüfte. Das Wetter sieht gut aus nur einige lokale Regenschauer und wir nehmen Kurs auf in Richtung Osten.

Weit verstreut sieht man immer wieder Rundhütten Siedlungen umgeben von kleinen Maisfeldern. Leider sieht man schon aus der Luft, dass die Pflanzungen in einem sehr schlechten Zustand sind. Die grosse Hitze und der fehlende Regen machen den Pflanzen zu schaffen. Klein oder gar ganz vertrocknet stehen die Maisstengel nur gerade ein paar wenige Meter neben dem Fluss. Warum holen die Bauern das Wasser nicht vom Fluss? Wir landen auf dem Fussballfeld mitten im ersten Dorf. Gross und Klein rennen von den Feldern und den umliegenden Häusern in unsere Richtung. Der Abwind der Rotorblätter hält die Kindern in sicherem Abstand. Schnell öffne ich die Türe und steige aus bevor Matthias die Turbine abstellt. Ich stelle sicher, dass niemand zu nahe an den Helikopter kommt – ist gar nicht so einfach! Schnell ziehen wir einen kleinen Zaun um unseren Eurocopter welcher zum Glück die staunenden Kindern auf Distanz hält.

Wir treffen den Dorfchef sowie den Pastor um die Situation zu analysieren. Die Situation ist sehr prekär. Das Saatgut wurde alles ausgesät doch leider blieb der Regen aus und die noch jungen Pflanzen verdorrten in der sengenden Sonne. Unterernährte Kinder – eingefallene Gesichter und dicke Bäuche - schauen mich mit grossen Augen an. Einige Kinder tragen nur ein T-Shirt doch viel Stoff ist auch da nicht mehr dran. Auffallend ist wie viele an Augenentzündung leiden. Die rötlichen Haare weisen auf Vitaminmangel hin klärt mich Matthias auf. Was essen die Leute hier? Der Pastor hat ein Stück Holz in der Hand, es ist eine Wurzel. Diese wird fein geraspelt und dann anschliessend mit Wasser in einem Topf zu einem Brei gekocht – der Nährwert ist sehr gering es ist nur Zellulose doch es füllt. Ein kleiner Junge steht neben mir, Lehm klebt ihm im Gesicht und in den Haaren es scheint ihn nicht zu stören! Ein sehr stark alkoholisierter Mann mischt sich unter die Gruppe er macht uns einige Schwierigkeiten als wir abheben wollen. Wir landen an drei weitere Orte und überall treffen wir das gleiche Bild an. Hunger und Krankheit – Hoffnungslosigkeit – ich kann wieder rausfliegen doch diese Menschen sind Gefangene ihrer Kultur und ihrer Götter.

Eine kleine Solarbetriebene Wasserpumpe könnte das Leben komplett verändern, es gäbe genügend Mais, Bananen, Reis und und, und, und doch der Ahnenkult lässt Verbesserungen nicht zu, dies würde die Vorfahren verärgern. Ich kann es kaum fassen! Ist das möglich? Einige Meter neben dem 50m breiten Wasserstrom vertrocknen die Pflanzen und Menschen leiden an Hunger.

Da muss dringend etwas geschehen. Eine Wasserpumpe ein paar Schläuche und jemand der bereit ist an einem Projekt mitzumachen. Viele Ideen gehen mir durch den Kopf und lassen mich nicht mehr los. Die Hoffnungslosigkeit in den Augen der Kleinsten macht mich betroffen und dass ich seit 12 Stunden nichts gegessen habe, ist gar nichts im Vergleich zu dem was die Menschen hier tagtäglich erleiden.

Montag, 22. Februar 2010

Kobras, Skorpions und ich

Wir sind gerade mal acht Passagiere in der Turboprop von Johannesburg nach Beira. 72 Sitze bleiben leer. Gespannt schaue ich aus dem Fenster und je näher wir Beira kommen umso dichter wird der Busch. Alles deutet darauf hin, dass ich die Zivilisation hinter mir lasse. Was werde ich wohl in Mozambique antreffen? Heisse, dicke und feuchte Luft kommt mir entgegen als ich das Flugzeug über die Treppe verlasse. Das ist mein Klima denke ich doch schnell suche ich den nächsten Schattenplatz auf und wische mir die Schweissperlen von der Stirne. Am Zoll geht mein Koffer durch den Scanner und der Zöllner hinter dem Bildschirm winkt aufgeregt und macht mir klar, dass er den Inhalt genauer ansehen möchte – vermutlich hat er die Schokolade entdeckt! Kaum hatte ich den Koffer offen kommt der Oberzöllner und meint ich könne ihn wieder zu machen und weiter gehen. Noch einmal alles gut gegangen – mit dem Schokolade schmuggeln - denke ich und halte Ausschau nach meinem Abholdienst vom Hotel. Und tatsächlich steht dieser bereits da und hält eine Tafel mit dem Namen des Hotels hoch in welchem ich eine Nacht verbringen werde. Super! Eduardo bringt mich dann am nächsten Tag wieder zum Flughafen und erzählt mir währenddessen ein wenig aus der Vergangenheit von Mozambique. Es ist sehr spannend – ups muss gerade meinen Tisch etwas verschieben denn der Regen spült gerade den Staub von meinem Bildschirm - auf dem Flughafen in Beira erwartet mich Dwight, der Leiter von SAM Ministries. Nachdem alles beladen und auch der Tank wieder voll ist, geht es weiter mit der kleinen Cessna Richtung Westen.

Eine Stunde dauert der Flug bis wir in Chimoio, nahe der Grenze zu Zimbabwe, landen. Von dort geht es dann mit dem Auto 70 km Richtung Norden. Strohhütten, Maisfelder und Verkaufsstände säumen die Strasse. Kinder laufen barfuss neben der Strasse von der Schule nach Hause, bunt gekleidete Frauen balancieren Wasserkanister auf dem Kopf und tragen ihr Baby im Tragetuch und die Männer sitzen im Schatten und hüten das Vieh. Die Welt scheint hier in Ordnung zu sein doch der Schein trügt. Malaria, Cholera, AIDS sind riesige Probleme hier. Viele Kinder wurden zu Waisen und niemand versorgt sie, der Ertrag der Felder reicht nicht aus um die Trockenzeit zu überstehen.



Auf der Farm ziehe ich in mein neues Zuhause ein. Als echter Eidgenosse hiesse ich sogleich die Schweizer Fahne – leider ohne Nationalgepaucke und Possaunengehupe – doch jeder weiss jetzt in welchem Zelt dass es Swiss Schoggi gibt! Ein Team aus Amerika ist auch hier – sie sind begeistert von der Schokolade – dies war mein Beitrag zur Verbesserung der Aussenbeziehung. Gemeinsam arbeiten wir täglich auf dem Bau, gemeinsam leiden wir in der Hitze der brennenden Sonne. 34°C im Schatten – doch wir arbeiten an der Sonne! Um neun geht abends das Licht aus erschöpft und müde von der Hitze und der kräfteraubenden Arbeit bin ich froh endlich ins Bett gehen zu können. Doch jetzt geht das Nachtleben im Bush los, Grillen, Frösche, Nachtvögel, Bush Babies (eine Affenart) zirpen und heulen um die Wette. Mit der Taschenlampe vergewissere ich mich, dass das Zelt auch schön sauber verschlossen ist – denn ich habe ein Einzelzelt gebucht und möchte da nicht mit einer Schlange oder Skorpion mein Bett teilen.



Am nächsten Morgen liegt eine Kobra vor dem Bürohaus und während meiner Morgentoilette mache ich mit einem Skorpion Bekanntschaft welcher sich ebenfalls am Abwaschbecken frisch macht. Ja, ja da ist immer etwas los, für Action ist gesorgt. Wir brechen auf und besuchen eine Schule. Mit grossen Augen werden wir gemustert – todo bem? – und schon geht ein Strahlen über die Gesichter und ich habe über hundert neue Freunde gewonnen. Jedes der Kinder will mir die Hand schütteln, sie zupfen an meinen Armhaaren und strahlen mich an – picture – ja ich mache Fotos und zeige ihnen die Bilder. Ein älterer Mann kommt vorbei die Hand in ein Tuch gebunden, ein Krokodil hat ihm die halbe Hand abgebissen und jetzt ist er auf dem Weg zu einem Sanitätsposten der Mission. Letzte Woche wurde eine Frau von einem Krokodil so schwer verletzt dass sie noch am gleichen Tag starb.

Morgen fliege ich für zwei Tage in den Norden des Landes mehr darüber gibt es nächste Woche ...

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