Himmelsbrücke zu Menschen in Not

Freitag, 14. Mai 2010

Vogelgezwitscher – Skorpion – Carrotas

Es regnet, ist kalt und ich sitze am Schreibtisch und schreibe einige Zeilen. Ja, ich bin zurück in der Schweiz. Ulli mein WG-Kollege kommt rein und ich beklage mich wegen der Kälte und ziehe eine dicke Winterjacke über. „Na dreh halt die Heizung auf“, meint er! Aha ja stimmt, da gibt es ja so etwas wie eine Heizung so drehe ich diese auf -bis zum Anschlag, denn es braucht einiges um auf Mozambique Temperatur zu kommen. Bald wird es gemütlich warm und die Lebensgeister kommen wieder zurück. Das ist schon viel besser und irgendwie zieht es mich in den nahegelegenen Wald – muss einfach raus in die Natur … irgendwie kommt es mir vor wie wenn ich Jahre weg gewesen wäre… Ich ziehe meine Wanderschuhe an und ertappe mich dabei, wie ich diese, bevor ich hineinschlüpfe, umdrehe und ausklopfe – will ja schliesslich nicht einen Skorpion im Schuh plattdrücken – aha ja hier gibt es ja gar keine aber vielleicht ist einer als blinder Passagier im Schuh mitgereist. Es tut einfach gut in der Natur zu sein und ich freue mich über das Gratis- Vögel – Konzert inklusive einem Specht der mit seinem Klopfen den beat angibt. Ich bleibe für eine Weile einfach zwischen den Bäumen stehen und lausche in den Wald, geniesse die Luft und das saftige Grün, der frisch aus den Knospen entfalteten Blätter. Ein rascheln im Laub schreckt mich auf, eine kleine Maus – und ich dachte schon eine Kobra schlängelt sich zum Angriff. Die Kleine sucht fleissig nach Essbarem um vermutlich die Jungen zu füttern. Da ist wirklich einiges los nach einem langen Winter – einer Zeit der Ruhe des Ausruhens! Ich habe jetzt in der Schweiz einige Wochen der Erholung nach einer zwar kurzen aber sehr intensiven und erlebnisreichen Zeit in Afrika.

In der Schweiz sind die Felder frisch bestellt. Kartoffeln, Getreide, Mais alles ist schön säuberlich und schweizerisch angepflanzt. Der Mais steht in Reih und Glied da – stramm wie Soldaten alles 7cm eine Pflanze. Sieht schön aus und so etwas wächst nun auch in Mozambique – allerdings nicht maschinell, sondern „händisch“ gesät. Es dauerte eine ganze Weile bis das Feld vorbereitet und der Mist ausgebracht war, auch kostete es einige Liter Schweiss aber jetzt spriesst der Mais und auch das Gemüse im Showgarten sieht man bereits auflaufen. Der Durchschnittsertrag für Körnermais in Mozambique liegt bei ca 350 bis 500kg pro Hektar, in Europa mindestens 10mal höher! Pflanzabstände von 50x90cm und fehlende Nährstoffe im Boden verunmöglichen höhere Erträge. Auf meinem Flug nach Südafrika las ich einen interessanten Artikel über die Notsituation in Mozambique. Grosse Teile des Landes haben Zugang zu Flüssen, welche das ganze Jahr hindurch Wasser führen. Auf der Landw. Fläche welches Zugang zu Wasser hat könnte man soviel Mais, Getreide, Hirse usw. anbauen, um den ganzen südlichen Teil Afrikas ernähren zu können!


Auf der Farm soll nun ein grösserer „Mustergarten“ entstehen. Die ersten Versuche sind nun bereits angelegt und ich hoffe, dass der Garten „Tipo Swisso“ auch entsprechend mehr Ertrag abwirft. Meine Freunde pflegen während meiner Abwesenheit die ausgesäten „Carrotas“ (Carrot + Cenouras). Vasco, mit dem ich den Garten angelegt habe, meinte dann vor meiner Abreise, dass er gut zu den „Carrottas“ schauen wird 
:-) - so haben wir gemeinsam ein neues Gemüse kreiert und Vasco heisst ab sofort „Baba Carrottas“!


Drei Wochen bin ich noch in der Schweiz und dann geht es weiter nach Kanada – Peru – Brasilien – Schweiz – Südafrika – Mozambique! Bestimmt kommt da wieder so einiges auf mich zu. Viele Erlebnisse, Begegnungen, kleine und grössere Geschichten die ich hier mit euch teilen werde.



See ya!

Baba Bomba

Sonntag, 2. Mai 2010

Zopf, Ratte und eine Lammgeburt

Heute ist Samstag und Back tag. Alles ist bereit Mehl, Hefe, Milch, Butter, Salz und die Gasflasche ist auch voll da sollte nichts schief gehen. Schön nach Schwester‘s Rezept versuche ich die Zutaten im richtigen Verhältnis zu mischen. Keine Waage und kein Messbecher mhm wie mache ich dies bloss? Das Mehl geht noch einfach, habe nur ein Kilo zur Verfügung aber bei der Milch wird es dann schon herausfordernder also einfach nach Gefühl zwei mal die Hälfte rein. Nun das Salz, da ich nur gesalzene Butter verfügbar habe, gebe ich etwas weniger hinzu aber dafür noch ein klein wenig mehr Milch – scheint mir und ich mische das ganze aber oho, plötzlich scheint das Mehl die Saugfähigkeit zu verlieren – wie kann das nur sein? Nun stehe ich da mit verklebten Händen und überlege was ich als Mehlersatz beimischen könnte, das einzig Brauchbare ist Sägemehl!? Geht das? Ich versuche es schon gar nicht wäre ja zu schade. Der Nachbar hat bestimmt Mehl so stehe ich also Barfuss und mit Teig verklebten Händen vor der Türe und bettle nach ein wenig Mehl. Man sieht mir offensichtlich meine Notsituation an und mit einem Schmunzeln erhalte ich Nachbars Mehlvorrat. 5kg sollten ausreichen um meine klebrige ein Kilo Mischung zu retten – doch jetzt stimmt ja das Verhältnis nicht mehr und so improvisiere und experimentiere ich weiter mit Mehl, Hefe und Salz bis der Teig, meiner Meinung nach, die richtige Konsistenz hat. Stunden später – kann ich mit ein wenig Stolz drei wunder schöne Berner Züpfe aus dem Ofen holen.

Nun mache ich mich auf den Weg zum Nachbar, mit dem restlichen Mehl und einem Zopf als Dankeschön für die Rettung in Not. Ich öffne die Türe nachdem ich ein aufgeregtes „come in“ höre. Rick nimmt das Backblech, Zopf und Mehl entgegen und drückt mir gleichzeitig einen Besen in die Hand. Hertha und Karren stehen beide auf einem Stuhl und versuchen mir ganz aufgeregt etwas zu erklären – ein Tiger in der Stube, oder eine Giftschlange? Irgend so etwas muss es schon sein bei einem solchen Aufgebot. Aha eine Ratte – eine riesen Ratte soll es angeblich sein! So machen sich Rick und ich, bewaffnet mit Besen und Stock, auf und verschieben jeden Stuhl, Sofa, Gestell und Kasten auf der Suche nach der Riesenratte, währenddessen Hertha vom Stuhl aus den Überblick behält und Anweisungen gibt. Ich wusste gar nicht, dass man auf einem Stuhl sicher ist vor den Riesennager!? Da ist sie ja, aber das ist vermutlich nur das Baby denn das Ding ist gerade mal 4cm lang – nein es ist nur eine – ja aber das kleine Ding hat auch das Recht auf Leben, versuche ich die angespannte Situation etwas aufzuheitern … das kommt nicht gut an, denn die Ratte bezahlt ja schliesslich keine Miete. So schmieden wir einen Plan wie wir die Ratte – oder eher die Maus – aus der Wohnung werfen können. Diese allerdings wittert Gefahr und rast an der offenen Türe vorbei direkt in den Kleiderschrank – ja da drin ist es schön kuschelig würde ich auch auswählen - so geht die Suche noch eine Weile weiter bis wir dann schlussendlich aufgeben. Die Maus hat gewonnen und geniesst weiterhin einen Gratis Unterschlupf zwischen Pampers und Kleider.

    Das ist nicht die Maus, aber auch ein süsser Nager! 


Der Schafhirte kommt und bittet um Hilfe. Ein Mutterschaf kann das Lamm nicht zur Welt bringen. So mache ich mich auf den Weg um zu schauen was da los ist – ist ja nicht das erste mal dass ich ein Lamm zur Welt bringe – dabei helfe natürlich :-) Das sieht nicht gut aus, das Mutterschaf ist schon ganz erschöpft und zwei schlaffe Beine hängen ihr aus dem Leib. Sofort waschen wir Mutter und Lamm und vorsichtig greife ich nach dem Lamm. Der Kopf hat sich nach Hinten - oder nach Vorne je Perspektive - gedreht, so dass es den Geburtskanal blockiert – also muss das Lamm wieder rein damit ich den Kopf nach Vorne - Hinten - drehen kann und dann mit einem vorsichtigen Zug flutscht der, leider leblose kleine Körper, heraus. Bald steht das Mutterschaf auf, allerdings noch etwas geschwächt von der langen Tortur – es wird aber überleben und darüber sind wir sehr froh. Ein anderes Schaf mit ihrem kleinen zwei Tage alten Jungen kommt vorbei und schauen was da los ist. Die Herde ist bereits auf 182 Schafen angewachsen und bald werden einige davon an Gemeinden verkauft die Teil des Kleintier Projektes sind.



Ach ja übrigens, sind Hertha und Karren inzwischen von ihren „Hochsitzen“ herunter geklettert nachdem die süsse Maus einen neuen Kuschelplatz zwischen den Kleidern gefunden hat. :-)

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