Himmelsbrücke zu Menschen in Not

Samstag, 26. Februar 2011

Picknick über den Wolken

C-GCBK, Charlie-Golf-Charlie-Bravo-Kilo, dies die Immatrikulation unserer Cessna in Mozambique, das „C“ steht für Kanada. Vor kurzem erliess das Luftfahrtamt ein neues Gesetz – und da muss man immer auf alles gefasst sein – ausländisch registrierte Flugzeuge dürfen nicht mehr in Mozambique tätig sein. Nur nach durchgeführter Inspektion durch die Behörde und die Zulassungspapiere würde uns erlauben weiterhin in Mozambique tätig zu sein. Gegrounded – dabei brauchen wir unser Landrover der Lüfte so dringend. Nun ja da braucht es einfach Geduld und schön brav alles mitmachen. Dank dem, dass wir sofort reagierten war uns die Behörde sehr gut gesinnt und innert Kürze erhielten wir einen entsprechenden Termin. Mit einer Sonderbewilligung fliegen wir nun von White River, Südafrika nach Maputo der Hauptstadt von Mozambique um den Inspektor abzuholen. Ein ganzer Tag verbringt er damit die Werkstatt, das Flugzeug und dessen Papiere unter die Lupe zu nehmen. Nach Stunden erteilt er uns die Bewilligung wieder nach Mozambique zurück fliegen zu dürfen. Eine grosse Last fällt von unseren Schultern! Wir laden den Inspektor zu einem guten Abendessen ein und führen ein sehr gutes und offenes Gespräch. Er ist sehr angetan von der Arbeit die wir unter den Ärmsten der Armen tun und mit welcher Professionalität wir den Aviatik Bereich führen. In einem Land wie Mozambique ist es sehr wichtig die richtigen Leute zu kennen – besonders jene welche wichtige Positionen innehaben. Nun haben wir einen neuen Freund in der Hauptstatt und dies ist Gold wert.
Die Zeit in Südafrika nutzen wir um dies und jenes zu besorgen, es gibt vieles welches ich gerne mit nehmen möchte jedoch unser „Landrover“ ist nicht so gross. Hätten wir nur einen Jumbe-Jet aber ich befürchte der wäre auch schnell zu klein. So kaufen wir nur das aller Notwendigste. Auf meiner Liste Steht Saatgut, Spritzmittel, Drucker usw. – keine Ahnung wie wir dies alles in den Flieger packen!?

Ah ja genau, wir sind hier ja in Afrika und wenn man nicht alles rein bekommt packt man es eben auf das Dach! Wegen der ganzen Aerodynamik Geschichte fällt dies Option weg und ich versuche möglichst viel im engen Inneren zu verstauen. Endlich ist alles drin und es kann los gehen. Mein erster längerer Flug in Afrika. Ich arbeite mich durch die Checklisten und bald sind wir „ready for departure“. Tourenzahl ist gut – Geschwindigkeit 55 – 60 – 65 und schon schweben wir über die Piste gen Himmel. Ich nehme Kurs in Richtung Nord-Osten und steige - sehr, sehr langsam bis auf 9‘000 Füsse (ca. 3‘000m).
Fliegen ist einfach schön – der Autopilot nimmt mir nun ein grosser Teil der Arbeit ab und ich geniesse den Blick aus dem Fenster – Flüsse unter uns – unendliche Weiten -Wolken die langsam vorbei ziehen. Der schönste Platz für ein Picknick – ein paar Dörrfrüchte, Nüsse, Chips und ein nicht mehr ganz so kühles Cola.

Nach 2.5 Stunden erreichen wir Vilankulos an der Ostkuste von Mozambique. Wunder schöne Strände und der Tiefblaue Indische Ozean laden ein um einige Tage hier zu bleiben, doch leider bleibt uns nur gerade eine halbe Stunde um aufzutanken und den Einreisestempel zu erhalten. Dank dem Pilotenhemd geht alles ganz flott und schon sitzen wir wieder im Flugzeug und nehmen die nächste Etappe unter die Flügel. Nach einer Stunde verlieren wir Funkkontakt – es geht weiter Richtung Norden nach Chimoio. Der Funk ist still und wird immer stiller je nördlicher wir fliegen. Da oben gibt es keine Flugzeuge – nur Moskitos, je nördlicher desto Moskito und die funken nicht. Chimoio ist in Sichtweite und wir freuen uns endlich wieder zurück im Bush zu sein. Nach einer mehr oder weniger sauberen Landung schieben wir das Flugzeug durch das mannshohe Gras in Richtung Hangar. Es ist ein Krampf bei 33 Grad im Schatten! Es wird Zeit, dass wir unsere eigene Landebahn und Hangar haben!


Samstag, 12. Februar 2011

Zahnarzt - Termin

Ein High-light ist es wenn man zum Zahnarzt darf! Also bei mir war es immer eines und wird es immer eines bleiben. Es heisst nicht, dass ich da freiwillig hingehen würde jedoch soll es scheinbar nicht schaden wenn die Beisser wieder einmal geschliffen und poliert werden. Schliesslich sollten sie auf den Fotos strahlen und glänzen. Gut kann ich mich daran erinnern als ich als Dreikäsehoch auf einem jener Stühle sass – ich arbeite heute noch daran dieses traumatische Erlebnis zu verdrängen – als eben ein solcher Zahnarzt mit einem fussbetriebenen Bohrer sich hinter oder besser in meine Zähne bohrte. Das muss alles weg meinte er und mir schien ich wäre den ewigen Jagdgründen ziemlich näher gerückt als sich der Bohren so quasi in Zeitlupe daran machte die kaum betäubten Wurzeln zu säubern oder gar freizulegen. Doch immerhin hatte ich die Gelegenheit auch in Südamerika meine Zähne regelmässig zu pflegen und pflegen zu lassen. Hier im bush von Mosambik gibt es kaum Zahnärzte und wenn es welche geben würde, dann könnten vermutlich 95% der Bevölkerung sich einen solchen Eingriff nicht leisten.

Diese Woche haben wir ein Zahnarztehepaar aus der Schweiz, Roland und Annemarie, zu Besuch. Jeder der will und Bedarf hat darf, übrigens gratis, auf einem einfachen Campingstuhl, nachdem er eine lokale Anästhesie erhalten hat, Platz nehmen und sich dem Geschick eines Schweizer Fachmannes hingeben. Arbeiter, Lehrer, Schüler junge Mütter mit ihren Babies alle warten in einer Schlange darauf behandelt zu werden. Gestern waren es sage und schreibe 38 Patienten und – nicht erschrecken – 32 Zähne wurden gezogen. Oft ist dies die einzig verbleibende Lösung. Leider gab es manche Situationen da gibt es keine schmerzlindernde Lösung mehr, abgebrochene, verfaulte Zähne bis hin zu Kieferentzündungen, die Menschen tun mir leid!

Wir fahren auf einer holprigen Strasse und über schmale Holzbrücken hinein in den Busch um eine Schule zu besuchen. Leider kann man dort nicht mit dem Flugzeug landen aber immerhin müssen wir in dieser Hitze nicht zu Fuss gehen. Freudig werden wir von über 200 Kinder begrüsst. Annemarie gibt dort Hygiene Unterricht und demonstriert den Kinder wie sie ihre Zähne mit einem einfachen kleinen Baumtrieb und ein wenig Asche reinigen können. Hier gibt es weder Zahnpaste noch Zahnbürste und so muss man das nehmen was die Natur bietet. Während dieser Zeit warte ich draussen umringt von vielen, vielen Kindern die mich mit grossen Augen mustern, jedes möchte fotografiert werden. Es wird gedrängt und gestossen um ja den besten Platz zu ergattern – mitten drin ich. Ein Kind hält mich fest am Arm und begleitet mich auf Schritt und Tritt und lässt erst los als ich nach zwei Stunden wieder ins Auto steige.

Was wohl in ihm vorgeht?


Nächste Woche fahre ich nach Südafrika. Das Luftfahrtamt von Mosambik wird dort unser Flugzeug inspizieren und wir hoffen, dass wir die notwendigen Papiere erhalten um wieder ins Land fliegen zu können. Auch werde ich die Gelegenheit nutzen um dort einige Flüge machen zu könne.

Jetzt muss ich Schluss machen, mein Akku ist leer und Strohm gibt es erst wieder in zwei Stunden!


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