Himmelsbrücke zu Menschen in Not

Freitag, 30. Oktober 2009

Tornado warning!

Dallas 31.10.09


Heute wollten wir von Mobile nach Dallas fliegen doch die Wettersituation erlaubte es uns nicht von Mobile los zu fliegen. Lange berieten wir uns und dank dem Internet haben wir Zugriff zu verschiedenen Wetterstationen, Satteliten- und Radarbilder usw. um uns einen Überblick über das Wetter und die Entwicklung zu verschaffen. In jedem Kontinent bestimmen zusätzliche Faktoren die Wetterentwicklung. Hier im Süden von Amerika, hat der Golf von Mexico einen grossen Einfluss auf das Wetter.


Heute ist es sehr feucht und warm. Die Luftfeuchtigkeit liegt, bei sage und schreibe, 85% und der Thermometer klettert auf 28°C. Wir liegen in einem Tiefdruckgebiet und der Wind kommt vom Süden und frachtet warme und feuchte Luft aus dem Golf über das Land. Eine Kaltfront nähert sich von Westen und schiebt sich unter die warme Luft und hebt diese in grössere Höhen. Dadurch entsteht eine Feuchtkonvektion – warme Luft steigt und kühlt in der Höhe ab und fliesst dann wieder in tiefere Lagen. Beim Aufstieg der warmen Luft, kühlt sich diese pro 1000 Füsse um 3°C ab. Kalte Luft kann weniger Feuchtigkeit aufnehmen. Wenn die Luft dann 100% Luftfeuchtigkeit aufgenommen hat, gesättigt ist, dann kondensiert es und eine Wolke entsteht. Diese Temperatur wird als sogenannter Taupunkt angegeben. Wenn die Temperatur am Boden 28°C beträgt und der Taupunkt bei 25°C dann bilden sich die ersten Wolken auf einer Höhen von 1000Fuss über Grund. Je grösser der Unterschied zwischen Temperatur und Taupunktes desto höher die Wolkendecke.

Es bilden sich zuerst Cumulus dann Cumulonimbus welche mehrere Kilometer hoch werden können – dies sind die typischen Gewitterwolken, welche sich oft bis in die Stratosphäre türmen. Durch den Temperaturunterschied entstehen gefährliche Auf- und Abwinde bis zu 200km/h die für Kleinflugzeuge und sogar auch für die Airliner sehr gefährlich sein können. Aus einer solchen Superzelle kann ein Tornado entstehen. Siehe Grafik. Dies war ein kleiner und vereinfachter Exkurs in Wetterkunde.

Für Piloten ist es lebenswichtig sich auch ein wenig mit Meteorologie auseinander zu setzen. Für mich ist es eine sehr gute Erfahrung während unserer Rundreise mich mit den vielen verschiedenen Wetterbedingungen praktisch auseinander zu setzen. Die Theorie die ich einmal lernte, nun in die Praxis umzusetzen ist interessant und vor jedem Flug zu entscheiden „go or no go“ ist eine Herausforderung.


Am Mittwoch wollten wir dem Mississippi entlang fliegen. Doch leider versperrte uns eine Nebelbank die Sicht, Temperatur und Taupunkt waren identisch, und wir mussten auf einem kleinen Flugplatz, False River, neben dem so bekannten Fluss landen und unseren Flugplan ändern. Dies gehört eben auch dazu, zum Leben eines Piloten, flexibel muss man sein.



Morgen geht es nun also nach Dallas! Ich bin ja gespannt wie das rauskommt – zwei Landeier in einer Grossstadt?! 6.5 Mio Einwohner im Einzugsgebiet, die Stadt breitet sich in einem Radius von 30 Meilen aus das ist ein Durchmesser von etwa 100km - von Amriswil bis nach Zürich! Unglaublich und innerhalb dieses Kreises gibt es über 30 Flugplätze – mal schauen ob wir die richtige Landebahn finden. Texas ist ja bekannt für „the real, big and fat Texas Steak“ ja, ja, da kommt es nicht mehr darauf an welche Landebahn – Hauptsache ein Texas Steak ist im Ofen oder auf dem Grill.

Freitag, 23. Oktober 2009

Wozu sind Propeller da?

Waxhaw 11.10 – Chesterfield 23.10

Wozu sind Propeller da?

Ich habe eine sehr ereignisreiche Woche in Chesterfield hinter mir. Jeden Tag schönstes Wetter, über 20 Stunden konnte ich in mein Logbuch schreiben eine davon als Nachtflug, dann unternahmen wir einen Ausflug nach Washington und einen mit unserem Host in eine Tropfstein Höhle. So etwas habe ich noch nie gesehen und ich kann es auch nicht beschreiben es war einfach …breath taking! Hier einige Bilder!
















Nun eine kurze Lektion in Aviatik
Hast du dir auch schon überlegt weshalb ein Flugzeug einen Propeller hat?

"Warum hat das Flugzeug einen Propeller", möchte der Lehrer wissen.
"Damit der Pilot nicht schwitzt", antwortet Fritzchen.
"So ein Unsinn, das ist ja völlig falsch."

"Komisch", erwidert Fritzchen, "ich sah einmal, wie in einem Flugzeug der Propeller ausgefallen ist. Da hätten Sie mal sehen müssen, wie der Pilot geschwitzt hat."

Ich schwitze - ich schaue aus dem Fenster und bin beruhigt – ja er dreht sich noch, der Propeller! Auch die Drehzahl stimmt und trotzdem ist es unangenehm warm im engen Cockpit– der Ventilator ist zu schwach gegen diese Hitze und Feuchtigkeit! Wir sind auf dem Weg nach Mobile und dieses liegt ganz im Süden von Amerika im Bundesstaat Alabama. Die Wolken liegen sehr tief und darum haben wir wieder einmal einen Tiefflug vor uns. Nach vier Stunden und auf halbem Weg von Chesterfield entschliessen wir uns in Barnville zu übernachten. Dort erleben wir wieder einmal die Gastfreundschaft der Amerikaner wie wenn die schon auf uns gewartet hätten. Ich lande und rolle zur Gas Station – Fuel Station – Tankstelle. Selbstbedienung steht an der Tanksäule und 3.50 Dollar / Gallon (ca. 3.79 Liter) das ist ein mega Hammer Preis, in Seattle kostet eine Gallone 6.20 so denken wir beide das gleiche, auffüllen bis zum Rand und die Trinkflaschen gleich dazu. Noch bevor wir aus dem Flugzeug geklettert sind, stehen schon zwei Herren älteren Semesters vor dem Flugzeug und fragen ob sie uns irgendwie behilflich sein können. Sie betanken unser Flugzeug – das mit den Trinkflaschen lassen wir und ich frage wo wir das Flugzeug über Nacht stehen lassen können. „Wir haben einen Hangar für euch!“ schön denke ich, dass ist das erste mal das unser Heugümper nicht im Freien übernachten muss. Und damit wir, nicht irgendwo im Freien unter der Brücke übernachten müssen, frage ich nach einem günstigen Hotel. Unser Freund nimmt sein Telefon und reserviert gleich ein Zimmer in einem Motel und drückt uns einen Autoschlüssen in die Hand, „ wenn niemand im Büro ist morgen, legt den Schlüssel einfach auf die Theke bevor ihr geht“. Michel und ich wir schauen uns an und sind sprachlos! Wow, günstiges Benzin – eine Garage – ein gratis Auto – das Hotel ist gebucht - und einfach freundliche Leute! Morgen werden wir ein kleines Geschenk da lassen – ein Militär Taschenmesser und eine DVD über die Schweiz. Übrigens machen wir auf den meisten Flugplätzen diese oder ähnliche Erfahrungen – ich glaube die freuen sich wenn wieder einmal ein Flugzeug landet und wenn es noch solche Exoten sind mit deutschem oder italienischem Akzent am Funk – die muss man gesehen haben!

Montag, 12. Oktober 2009

Pferdeäpfel und Kutschen

Goshen Indiana 4.10. - 10.10.09 Waxhaw North Carolina


Unser Diamant ist wieder flügge und steht bereit für neue Abenteuer. Neben dem Öl gibt es auch neue Zündkerzen jetzt dreht der Motor wieder rund doch leider sieht es mit dem Wetter nicht so gut aus. Eine Front kommt langsam aber sicher gegen Osten, wir entscheiden uns für einen Flug in den Norden und dann entlang des Lake Michigan wieder zurück nach Goshen. Das fehlende Rauschen der Wellen bestätigt unsere Annahme, dass es sich hier um einen See handelt. Übrigens ist der See grösser als die ganze Schweiz und wir sehen das Ufer auf der gegenüber liegenden Seite nicht.

Wir fliegen auf 5500 Füssen mit 110 Knöpfen - komische Einheiten – wer rechnet denn schon mit Füssen und Knöpfen  übersetzt heisst das so viel wie ca. 1900m über Meer und 180 km/Std. Na ja die Amerikaner halt! Ich entschliesse mich direkt nach Goshen zurück zu fliegen weil die Front doch etwas schneller herein kommt als Vorausgesagt. Schon prasselt der erste Regen auf die Windschutzscheibe – super sage ich zu Michel, jetzt müssen wir nicht Stunden lang das Flugzeug waschen – die Natur macht das für uns! So fliege ich mitten hinein in die Regenzelle, überprüfe schnell den Thermometer um ja nicht Eis einzufangen, alles klar und wir fliegen so quasi durch die Waschanlage und bekommen das volle Programm ab. Michel sagt etwas von wegen Scheibenwischer – stimmt wo ist der Knopf – doch der Propeller übernimmt diese Aufgabe und bläst das Wasser von der Scheibe. Na ja sauber wurde unser Heugümper nicht, das Sparprogram war möglicherweise doch zu ökonomisch gedacht.



In der Gegend in Indiana leben sehr viele Amisch People. Wir entschliessen uns auf eine sight seeing tour zu gehen. Auf dem Flugplatz fragen wir die freundliche Dame hinter der Theke für ein Mietauto – alles ausgebucht doch da ist noch ein curtesy car, das ist ein Auto der Piloten frei zur Verfügung steht – dann nehmen wir halt dieses wenn es anders nicht geht antworten wir freundlich zurück und nehmen dankend an! Super, ein gratis Auto für einen ganzen Tag. Shipshewana ist unser Ziel. Je näher wir Shipshewana kommen umso mehr mischen sich Kutschen in den Verkehr. Pferdeäpfel markieren die Amisch Fahrspur auf dem High way somit gibt es hier ganz klare Fahrregeln. Vor der Markthalle parkieren auf der einen Seite die Autos und auf der anderen Seite die Pferdekutschen. Wir sehen uns 100 Jahre zurückversetzt und ein solches Ereignis muss man in Bilder festhalten, freundlich winke ich dem weiss bärtigen Amisch Bauer zu der gerade von seiner Einkaufstour zurück zu seiner Farm fährt. Er hält an und erkundigt sich über unsere Herkunft – Switzerland – antworten wir freundlich und schon sind wir mitten in einem interessanten Gespräch. Später erfahre ich von unseren Hosts, dass es verboten ist Fotos von Amisch People zu machen – jä nu zu spät!





Auf unserem Weg Richtung Süden landen wir in Galliapolis – ja, ja wir sind immer noch in Amerika und zwar in Ohio - auch wenn es sich eher nach Griechenland anhört. Zuerst fliegen wir über den Wolken, dann entschliessen wir uns für einen Weg unten durch und kreisen durch ein Loch in der Wolkendecke in tiefere Lagen. Dort nehmen wir dann entlang dem Ohio River Kurs gegen Süden auf. Nach drei Stunden landen wir sicher in Waxhaw dem Hauptsitz von Wycliffe. Heute Montag nehmen wir an einer Führung teil und erfahren sehr viel über die Geschichte und die Arbeit von JAARS (Jungle Aviation and Radio Service)/Wycliffe. Bis zu 600 Mitarbeiter sind hier beschäftigt, Piloten, Mechaniker, Übersetzer, Techniker, Schreiner, Grafiker usw. und alle arbeiten als Volontiers – es ist schlichtweg beeindruckend.

Dienstag, 6. Oktober 2009

Der Asphalt ist schuldig






29.09 Custer (South Dakota) – Omaha – 4.10. Goshen Indiana

Wir sitzen in der gemütlichen Stube, das Feuer knistert im Chemineé, das Thermometer zeigt nur gerade minus 10° C und der Wind treibt die Schneeflocken horizontal über den See vor dem Haus. Kein Flugwetter für zwei Schönwetterpiloten aus der Schweiz. Jä nu, nichts zu machen, da bleibt uns nichts anderes übrig als etwas Theorie repetieren – kann ja auch nicht schaden. Auch wäre es an der Zeit einmal die tausend Bilder zu sortieren. Drei Tage sitzen wir herum und versuchen das Beste daraus zu machen. Am Samstag ist es endlich wieder Flugwetter und schnell haben wir unsere sieben Sachen gepackt und ab Richtung Flugplatz. Unser Flugzeug ist mit einer feinen Eisschicht überzogen, nicht flugtauglich in dem Zustand. Die Sonne hilft kräftig mit das Flugzeug aufzutauen, so drehen wir in regelmässigen Abständen das Flugzeug in der Sonne. Alles wird vorsichtig abgerieben und getrocknet damit es dann in der Höhe nicht einfriert. Leider können wir unseren Flug nicht wie geplant fortsetzen weil die Wolkendecke am Zielort zu tief liegt, wir entschliessen uns etwas nach Süden auszuweichen und um die Front zu fliegen. Dies gelingt dann auch, wir übernachten in Omaha in einem Hotel und fliegen am nächten Tag weiter Richtung Chicago. Südlich von Chicago sehen wir die Airlines im Minuten tackt an uns vorbei fliegen – Landeanflug in Chicago vermutlich – freundlich winken wir hinüber – wir möchten ja auch einen guten Eindruck hinterlassen bei Pilot und Passagier. Ob dies gelang bleibt doch zu bezweifeln! Wir haben es versucht.


Wir fliegen Richtung Osten, oh wir haben eine Stunde Zeitverschiebung – das wird knapp um vor Sonnenuntergang zu landen. Schnell rechnen wir aus wie lange unsere Reise noch dauert und wie lange es geht bis die Sonne am Horizont verschwindet. Pro Stunde reist die Sonne, bzw. dreht sich die Erde um 15° (360° /24Std) – ja das müsste reichen. Nach 40 Minuten landen wir in Goshen 100km östlich von Chicago. Wieder neigt sich ein langer und schöner Tag seinem Ende zu. Kevin und Jeannae heissen uns herzlich willkommen und bringen uns in ein freistehendes Haus. Wir haben unser eigenes Haus hier – voll de Luxus!

Jeden Morgen holt Kevin uns ab und bringt uns zum Flugplatz und abends wieder zurück. Heute fliegen die Wolken sehr tief – doch was die können, können wir noch lange sagen wir uns und fliegen noch tiefer doch immer noch mit sicherem Abstand zu den Telefonmasten unter uns. Michel fragt: „was ist das für eine Ortschaft da unten?“ – „keine Ahnung kann die Ortschaftstafel nicht lesen musst etwas tiefer fliegen“ meine Antwort, vielleicht brauche ich auch eine stärkere Brille. Der Sicherheit wegen – wir wollen ja nicht die Leute im Dorf erschrecken – unterlassen wir es noch tiefer zu fliegen. Nach 90 Minuten im Tiefflug landen wir etwas harrt in Fermont auf Runway 27, Michel ärgert sich – war nicht dein Fehler – meine Kommentar, auch nicht des Flugzeuges – der Asphalt ist schuld!


Jetzt steht unser kleiner Heugümper im Hangar, nicht wegen den Landungen, das alte Öl muss raus und neues rein alle 50 Stunden das gleiche Ritual – soll gut sein für den Motor. Der Öl Filter wird aufgeschnitten um zu schauen ob da irgendwo kleine Metallteile drin festsitzen. Scheint alles in Ordnung zu sein und unser Flitzer ist wieder Flügge.

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