Himmelsbrücke zu Menschen in Not

Mittwoch, 3. April 2013

Überraschungen


„Wenn du vom Wetter überrascht wirst, hast du etwas falsch gemacht!“ hat mir mein Fluglehrer früh in der Ausbildung eingetrichtert. Dann nämlich habe ich mich nicht richtig informiert über die Entwicklung des Wetters vor, während dem Flug bis hin zur Landung. In der Aviatik möchte man möglichst alle Unbekannten ausgrenzen und eliminieren. In unserer Kultur ist dies ein ganz normaler Lernprozess. Hier in Afrika, aus meinem schweizerisch geprägten Hintergrund, besteht das Leben nur aus Überraschungen. Überrascht bin ich wenn ich die Flugtheorieprüfung beim ersten Mal schaffe und genauso überrascht bin ich wenn ich danach zwei Monate warten muss, und immer noch warte, bis die Lizenz schlussendlich bei mir ankommt.
 Wir dachten mit der Landebahninspektion wäre dies Sache schon erledigt … das war im November! Nun wir warten immer noch auf das Dokument bzw. unsere Anfragen ergaben, dass wir zuerst irgend so ein Umwelt – dingsda- Dokument benötigen doch um dies zu erhalten – fanden wir heraus – müssen weitere Daten erfasst werden von einer offiziellen Stelle in der Stadt. Doch diese werden nicht hierher kommen sondern übernehmen unsere schon mehrmals gelieferte Landebahn Informationen und erfassen dies in einem offiziellen Dokument – Kosten 7000 US$!!! Wir verhandelten und müssen nun „nur“ 3000 US$ bezahlen! Dies nur für ein Dokument damit wir die Umweltlizenz bekommen um dann mit allen anderen Dokumenten nach Maputo gesendet zu werden. Dies soll dann, so wir hoffen und keine weiteren unerwarteten Überraschungen am Horizont aufgehen, zum Erhalt unserer Operators Lizenz führen. Eigentlich sollte ich inzwischen ja gar nicht mehr überrascht sein - das ist normal - das ist Afrika.
 

Für viele Menschen um uns herum kam es aber nicht überraschend, dass Ihre Lebensmittelvorräte aufgebraucht  und die neue Maisernte um zwei Monate verspätet ist. Der Regen setzte dieses Jahr sehr spät ein und ein grosser Teil der Ernte ging verloren.  So haben wir plötzlich täglich bis zu 100 Frauen auf unserer Basis die für ein paar Kilo Mais arbeiten wollen damit sie ihre Familien ernähren
können. Wenigstens für eine Mahlzeit pro Tag können wir ihnen aushelfen soweit auch unser Vorrat und Finanzen ausreichen. Ich, wir alle hier sind dankbar für jeden Batzen welcher bereits einbezahlt wurde um unseren Nachbarn zu helfen. So kaufen wir in anderen Regionen des Landes tonnenweise Mais ein um über die Runden zu kommen. Traurig und überraschend ist aber wenn wir von der Regierung hören, es gäbe kein Hunger!?

 
Bei der Arbeitsverteilung heute Morgen, sitze ich neben einem kleinen Jungen festgezurrt auf Mamas Rücken, als plötzlich, nicht überraschend für Mama – noch weniger für den Junior -  doch umso mehr für mich, ein kleiner Wasserfall aus dem Tragetuch zu Boden plätschert. Ich springe weg um einer warmen Dusche zu entgehen, Mama nimmt es gelassen zur Kenntnis und ist überrascht über meine Überreaktion und lacht.
 
 
 

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