Himmelsbrücke zu Menschen in Not

Donnerstag, 16. Dezember 2010

Landebahn 17/35

Währendem ich mich auf meine Ausreise nach Mosambik vorbereite, wird in Chimoio auf der Farm Mucombeze fleissig an unserer neuen Landebahn gearbeitet.


Hier einige aktuelle Bilder







...hier ungefähr wird mein "touchdown" punkt sein

Freitag, 24. September 2010

Durchlauferhitzer

Nach einem langen Tag auf Besuch bei Landwirten hier in der Gegend freue ich mich auf eine erfrischende Dusche. Die Muskeln sind durchgeschüttelt von der langen Fahrt auf holprigen Strassen und da stehe ich also unter der Dusche, so wie man eben normalerweise unter der Dusche steht, drehe den warm Wasserhahn auf und ganz zufällig schaue ich nach oben. Das Wasser strömt schön aus der Brause, nicht nur das, grosse Fontäne spritzen in alle Richtungen. Ist ja weiter nicht tragisch doch meine Aufmerksamkeit gilt ganz dem Stromkabel, welches professionell nach Urwaldmetode angeschlossen ist und direkt in die Brause führt – Durchlauferhitzer! Super!
Und da drunter stehe ich im Wasserstrahl!? Also schnell Shampo runterspülen und die Gefahrenzone verlassen. Wasser und Strom ist eine schlechte Kombination und dieser möchte ich nicht freiwillig ausgesetzt sein. Ist noch einmal gut gegangen und ich lebe. In Kanada ist es verboten eine Steckdose im Badezimmer zu haben und hier in Brasilien schliesst man das Kabel direkt an die Brause!?

Eine Kollegin lädt mich zu einem sogenannten Politischen Infoabend ein. Es braucht schon ein wenig Überredungskunst, doch schlussendlich sehe ich es als gute Möglichkeit um mein Portugiesisch zu verbessern. Um 19:00 Uhr beginnt die Veranstaltung – wir treffen 25 Min. danach ein und sind nicht zu spät, im Gegenteil wir müssen ca. eine halbe Stunde warten bis die Show losgeht. Eine Kandidatin ist zu Gast und wirbt für Stimmen – das was ich mitbekomme hört sich gut an. Nach einer langen Stunde ist es endlich um, denke ich, doch da geht es erst richtig los. Hier ein Kommentar dort eine Frage und ich habe auch eine Frage - was mache ich eigentlich hier? So geht das hin und her und je länger es dauert desto mehr Bahnhof. Plötzlich kommt jemandem die super Idee, dass sich jeder kurz vorstellt – man stellt sich in einen Kreis und es geht los. Das „kurz vorstellen“ wird eher zu einer Meinungsäusserung zu den Präsidentschaftswahlen in zwei Wochen und mittendrin ein Schweizer – in einer brasilianischen Wahlkampfveranstaltung – was mache ich eigentlich hier? Es ist mega kalt, ich bin mir ja schon einiges gewohnt aber so geschlottert habe ich schon lange nicht mehr. Ja, ja ich gebe auch meinen Kommentar dazu – nein - nur wer ich bin und was ich mache. Man versteht mich und das ist schon mal gut. Nach zwei Stunden habe ich es überstanden, seit bald zwölf Stunden nichts gegessen und durchgefroren.
Der einzige Ort um sich wieder aufzuwärmen ist die heisse Dusche – so gehe ich erneut das Risiko ein – bin ja nicht der Erste der da drunter steht rede ich mir ein – und kippe vorsichtig mit trockenen Händen den Elektroschalter um und nach einer halben Stunde Auftauaktion geht es wieder viel besser.

Freitag, 3. September 2010

Diverses und Insel do Mel

Eigentlich dachte ich, dass das mit dem Übersetzungsprogramm etwas besser funktioniert!? Da versteht man ja nicht gerade viel. Aus diesem Grund liefere ich freiwillig, bevor die Reklamationen eingehen, eine freie Übersetzung nach Andy.

Meine Lehrerin – sie hat Schuld ( esso é o momento para usar o Google Translator) dass ich diesmal in Portugiesisch schreibe – und es übersetzen muss! Eigentlich wollte ich nicht aber sie bestand darauf und mir blieb keine andere Wahl. Normalerweise mache ich meine Aufgaben mit viel Geduld, Ausdauer und Freude – auch heute! Ok, es ist nicht einfach denn ich träume auf Deutsch, interpretiere auf Englisch, spreche wie wenn es Spanisch wäre und glaube es sei Portugiesisch. Meistens wenn ich mehr oder weniger intelligente Sätze konstruiere, einschliesslich grosser grammatikalischer Fantasie, kommt meine liebe Lehrerin – sucht und ich weiss nicht warum – sie findet immer irgend Etwas – „Orthographie - Zeitproblem – Spanisch usw.“ meine Texte verwandeln sich in farbige Kunstwerke. Ach, sind meistens nur Kleinigkeiten und aus meiner grosszügigen Sicht überhaupt nicht dramatisch. Hauptsache man versteht es!

Letztes Wochenende verbrachte ich auf der Ilha do Mel (Insel aus Honig). Zwei Tage Ruhe, Wolken und Sonne, Meer und Strand auch immer wieder Steine und Felsen und natürlich wunderschöne Vögel in allen Farben. Ausgerüstet mit meiner Kamera spazierte ich Stränden entlang, durchstreifte Wälder immer auf der Suche nach Motiven für mein Album. Im Album Brasilien findest du die neuesten Bilder. Blumen, Vögel, Felsen, Strände, Schiffe und etwas das ich nicht verstehe – vermutlich weil ich Schweizer bin ohne Erfahrung am grossen Wasser!

Das hier, was genau möchte uns diese Tafel hier sagen … fahren die Brasilianer hier mit dem Auto? Mitten im Meer überholen verboten? Ich fragte meine Lehrerin! – sie wusste es auch nicht.
Ohne Zweifel, die Brasilianer sind Weltmeister im Fisch zubereiten. Es ist sehr schmackhaft und immer von allem im Überfluss, Pommes frites, Maniok-Mehl, Salat, Bohnen – ah ja – und Fisch natürlich. Als die Bedienung all dies auftischte, bemerkte ich, dass ich alleine sei – ich ass für zwei Personen und für mindestens eine Woche. Am nächsten Tag lief ich 15km dem Strand entlang und verbrannte Kalorien, auch die folgenden Tage noch. Wenn du einmal nach Brasilien reist, dann ist ein Besuch auf der Insel ein Muss.


Outras coisas e Ilha do Mel
Minha professora - ela tem culpa (dies ist nun der Moment um Google Translator einzusetzen) que desta vez estou escrevendo em português. Eu não queria mas ela insistiu assim que não me ficava uma alternativa melhor como que fazer todas minhas tarefas. Normalmente faço com muita paciência, persistência e alegria - hoje também! Ok, não é fácil porque – sonho em alemão, interpreto em inglês, falo como seria em espanhol e penso que é português. Quando construo uma frase que é mais o menos inteligente, incluindo muita fantasia gramatical, minha querida professora busca, e não sei porque, sempre encontra algumas coisas – « ortografia – tempo verbal – castelhano etc. » – meu texto se transforma numa obra de arte colorida. Só pequeninos erros gramaticais que em minha opinião não são tão dramáticos. As pessoas entendem! Só brincando!

No fim de semana passado eu passei na Ilha do Mel. Dois dias de tranquilidade, nuvens e sol, mar e areia e também algumas pedras no caminho e muitos pássaros bonitos de todas as cores. Equipado com minha câmera eu andei ao longo das praias e trilhas buscando assuntos para meu álbum. Você pode ver o resultado no álbum do Brasil. Flores, pássaros, pedras, praias, barcos e uma coisa que não entendo – provavelmente porque sou Suíço sem experiência com o grande mar!

Isto aqui, o que exatamente quer instruir esta placa… os brasileiros andam de carro aqui? No meio do mar? Eu perguntei para minha professora! – não soube também.

Sim dúvida, os brasileiros são campeões em saber como preparar peixe. É delicioso e sempre bastante de tudo, batatas fritas, farinha, salada, arroz, feijão – ah sim - e peixe! Quando o moço punha a mesa com tudo isso eu notei que eu estou sozinho – comi por duas pessoas e por uma semana! No dia seguinte eu andei 15 km queimando calorias e ficei queimando depois de quatro dias. Quando você visitar o Brasil tem que ir na Ilha do Mel!


Für jene die eine persönliche Übersetzung brauchen oder ...sonst etwas auf dem Herzen haben - bitte wende dich direkt an:  a.kuret@bluewin.ch

Samstag, 21. August 2010

„Fome“, „Caldo da Canha“

Jetzt bin ich doch bereits vier Wochen in Brasilien – Halbzeit – noch bleibt mir also ein Monat um das zu lernen was ich noch nicht kann!? Ups, das werde ich nie schaffen, na ja habe ich auch nie erwartet. So langsam geht es schon recht gut und die Brasilianer verstehen mich sogar wenn ich etwas sage, was nicht sehr oft vorkommt. Doch manchmal meine ich etwas anderes als das was dann rauskommt wie zum Beispiel; ich fragte meine Lehrerin, die Single ist, ob sie einen Mann hätte? Peinlich… dabei wollte ich eigentlich fragen ob sie hungrig sei?! „Fome“ heisst Hunger und „Home“ heisst Mann! Ja, ja ich habe es sofort bemerkt! Dafür habe ich sie gestern zum Nachtessen eingeladen, Churrasco heisst das Gericht, viel Fleisch vom Wildschwein bis zum Güggeli-Herz gab es alles. Die Brasilianer wissen was gut ist!

Heute ist Samstag und wunderschönes Sommerwetter, gerade richtig um einen kleinen Ausflug in einen Park zu machen. Mit der Karte bewaffnet gehe ich also los auf Entdeckungsreise und nach einer halben Stunde brauche ich schon die erste Erfrischung, „Caldo da Canha“ (Zuckerrohrsaft mit Zitrone) wow, das schmeckt lecker und ist süss – gut bin ich hingelaufen da liegt eine solche Kalorienbombe schon drin. Stolz erklärt mir der Meister an der Presse, „da hat es mehr Energie drin wie in einer Cola“ – aha das beruhigt, da nehm ich dann beim Rückweg gleich noch eine Zucker-Bombe zu mir. Er versteht mich – ich ihn auch und so plaudern wir ein wenig weiter und schon habe ich einen neuen Freund gewonnen. In Curitiba gibt es in der Stadt viele wunderschöne Pärke und mir scheint die ganze Stadt ist im Park, auch die „Riesenratten“ (Obelix’s Wasserschweinezucht)sind hier. Na und was ist denn das dort, ein kuscheliges Kroki, oder besser gesagt ein Alligator.

Mitten auf der Wiese und sonnt sich den Rücken. Vorsichtig nähere ich mich ihm und wie immer habe ich meine Kamera mit dabei – gehört zu meiner Grundausrüstung – und schiesse einige Bilder. Ich schleiche mich näher, und seit der Bärenjagd in Kanada bin ich darin doch schon ganz gut. Bis auf kurze zwei Meter wage ich mich heran. Der Alligator lässt sich nicht stören, döst friedlich weiter, und bräunt sich weiter an der Sonne.
Wie die Bären in Kanada ist der bestimmt auch ein Vegetarier, denke ich, doch beim näheren Betrachten seiner Zähne vermute ich doch das Gegenteil und Churrasco steht bestimmt auch auf seiner Speisekarte – ohne mich und ich schleiche mich …nachdem ich einige Bilder geknipst habe … wieder zurück. Es ist durstig – und ich stehe schon wieder an der Zuckerrohrtränke - das Zeugs ist gut! Während dem ich den zweiten Becher Saft geniesse erfahre ich, was ich schon vermutete, dass kürzlich der Alligator einen Hund verspiesen hat und eben kein Vegetarier ist.



Im Fotoalbum „Brasilien“ werde ich laufend neue Bilder veröffentlichen.

Freitag, 30. Juli 2010

Invinitivo, Dativo, Stativo und Co…

Das Auto ist beladen mit Pampers und sonstigen Notwendigkeiten, alle sieben haben einen Platz gefunden und sind angeschnallt. Es geht ab in die Ferien, meine Schwester mit ihrer Gross –Familie und ich. Wir freuen uns aus dem hecktischen, kalten und nebligen Lima auszubrechen – doch wenn nur diese Fahrt nicht wäre! Ungefähr 300km liegen vor uns, 9 Stunden Fahrtzeit weil wir auch ca. 9‘000 Höhenmeter überwinden müssen. Uff, unser Ziel ist der peruanische Hochurwald. Ein wunderschönes Gebiet zwischen den nahezu unüberwindbaren Anden und dem feucht, tropischen Amazonas.
Ausserhalb der Stadt übernehme ich das Steuer und es geht in Richtung 4800 m.ü.M., die Passhöhe. Die gute aber schmale Strasse windet sich engen Schluchten hoch und mit nur 25km/h schleichen wir oft hinter LKW’s her und derer sind, ausgerechnet heute, tausende unterwegs. Überholen kann man kaum und gemütlich geht es beinahe im Schritttempo hinter dem schwarz qualmenden Holztransporter her – wir haben es ja nicht eilig rede ich mir ein um nicht ein unnötiges Risiko einzugehen. Gespannt schaue ich bei jeder Kurve nach vorne um ja nicht, die sich mir hoffentlich bald bietende Überholgelegenheit, zu verpassen - wäre ja noch – und tatsächlich eine Linkskurve und oben sieht man das keiner entgegen kommt. Meine Chance, innen in der Kurve durch und wir haben den Stinker hinter uns. Oh,oh, aber hallo das darf doch nicht wahr sein - nicht jetzt - die Freude ist weg denn ein strammer Polizist winkt uns auf die Seite und der LKW überholt uns wieder, das ist ärgerlich! Ganz ruhig bleiben Andy, Scheibe runter und der freundliche Polizist hält mir einen langen Vortrag über mein Vergehen. Überholen in der Kurve. Autsch! Diese Döddels, sorry, stehen immer oben an der Kurve, schauen runter und holen die Fahrzeuge – mich - heraus die irgendwo irgendwie überholt haben, dabei war es doch völlig ungefährlich.
Ich stelle auf - nix verstehen um und händige ihm meinen Int. Ausweis aus. Überprüfen, diskutieren, reden, mein Schwager schaltet sich ein der Polizist verlangt ca. 150 US$. Viel zu viel und wir drohen mit einem Anruf zu unserem Anwalt und strecken ihm das Strassenstrafgesetzbuch hin mit der bitte, er soll uns doch zeigen wo dies stehe. Das Büchlein ist vom 2009 und nicht mehr gültig, wir bitten um sein Büchlein und – er hat auch nur ein vorjähriges. Natanael füttert derweilen den Ordnungshüter durchs offene Fenster mit Zuckerbonbons und Biskuits. Ja, ja in Peru muss man alle Register ziehen – so etwas lernen die Kinder schon im Kindergarten. Die Diskussion geht hin und zurück bis er plötzlich, nach einer langen Rede mir den Ausweis wieder zurück gibt und meint wir können weiter fahren. Weiter!? Ohne Busse! und weil er so nett war opfere ich meine einzige Schweizer Schokolade. Noch einmal gut gegangen, schnell weiter. Der LKW hat inzwischen über 30 Minuten Vorsprung und weitere haben sich während unserer unfreiwilligen Pause in die Lücke geschlichen. Kopfschmerzen und Übelkeit machen sich bei uns bemerkbar und auch dem Motor macht die Höhe zu schaffen.
Ein gutes Zeichen, dass wir bald auf der Passhöhe sind. Mit dem Flugzeug dürfte man nicht so weit hoch ohne Sauerstoff oder Druckkabine aber mit dem Auto ist das alles anders. Der Pass, und schnell geht es auf der anderen Seite, den LKW‘s sei Dank, im gleichen Schneckentempo wieder runter. Auf angenehmen 3000m machen wir einen Pippi- , Pamper- und Fahrerwechsel halt. Noch zwei drei Stunden durchhalten und wir sind im Urwald.
Endlich geschafft nun geniessen wir zehn Tage, Buschleben mit wandern, Schiffli bauen, Bäche stauen und Vielem mehr wie … kein Wasser, verstopfte Toiletten, Ameisen, Wespenstiche, Durchfall, Fieber, Erbrechen aber nichts Schlimmes … halt das Leben im Busch.

Nach dem Buschleben das Grossstadtleben. Ich wohne in einem grossen Appartement mitten in Curitiba, Brasilien. Habe nach nur einer Woche schon viele Freunde da und dort aber die Grammatik und ich – da wird nie was draus! Und einmal mehr stelle ich fest und frage: Warum ist die Grammatik nur so kompliziert und jede Sprache wieder anders. Und eines verstehe ich ja überhaupt nicht, warum es im Portugiesischen mehr Zeiten geben soll als im Englischen … macht doch überhaupt keinen Sinn, denn auch die können nur in der Gegenwart leben. Es sollte uns doch gar nicht mehr interessieren ob das Vergangene vor dem Vergangen stattgefunden hat oder umgekehrt – ist doch vollkommen egal! Was vorbei ist, ist vorbei und Geschichte - finde ich! Vermutlich ist dies nur, um es den armen Studenten noch schwieriger zu machen als es ja eh schon ist. Obwohl ich zu 100% in der Gegenwart lebe holt mich gerade die Vergangenheit wieder ein! ...und sie kommt halt doch wieder die Vergangenheit. Ja, ja, hatte einen Fensterplatz und gute Kollegen im Deutsch, Französich, Spanisch und English und jetzt … ist die Stunde der Wahrheit und alles kommt während meinem Portugiesisch Privatunterricht zum Vorschein … oder eben nichts! Kein Klassenkamerad der mir die Lösungen zuflüstert oder bei dem ich – mit dem ich zusammen die Aufgaben löse – ok abschreibe. So kämpfe ich mich nun durch all jene …tivos und staune. Das einzige was ich kenne ist Stativ’o – aber das ist ja was ganz anderes und bringt mich in der grossen und weiten Welt der Sprachenakrobatik nichts! Doch, doch es besteht noch Hoffnung, auch für den Kuret; eines Tages wird es auch der tschägge!

… und überhaupt muss man doch einfach nur reden können und das Wissen, wie das was man gerade gesagt hat heisst, ob das Akku-, Da-, Nomina- oder ein Stativ ist, bringt mich im Leben auch nicht weiter! … und in Mozambique noch weniger!!!

Aber sonst geniesse ich die Zeit hier in Curitiba, Brasilien. Es ist Winter, die Sonne scheint und ich sitze auf dem Balkon in shorts und T-shirt. Morgen werde ich für zwei Tage aus der Stadt fahren und die Missionsbasis von SAM besuchen.

Dienstag, 6. Juli 2010

Rocky Mountains

Eine gute und eine schlechte Nachricht! Die Gute; endlich wird es hell und ein lange, kalte und beinahe schlaflose Nacht habe ich mit nur ein paar wenige Liegeschäden überlebt. Die Schlechte; es ist hell und erst 04:00 Uhr und für einen, nicht Morgenmensch wie mich, eine gnadenlose Quälerei um diese Zeit nur schon an das Aufstehen zu denken, geschweige denn es wirklich zu tun. So versuche ich es mit List und rede mir ein es wäre schon acht oder noch besser zehn Uhr. Ich krieche aus dem Zelt ein Reh äst friedlich nur einige Meter neben dem Zelt – so früh, das arme Tier – wie die das wohl machen und erst noch an einem Samstagmorgen?! Mit einem grossen heissen Kaffee würden meine Lebensgeister sofort erwachen, stattdessen schlürfe ich einen Eiskaffee aus dem Schüttelbecher und aufgeweichte Cornflakes in Eismilch. Juhui Campen ist schön, vor allem wenn man so gut ausgerüstet ist wie ein „möchte gerne Camper“! Mein Zelt sieht auch entsprechend aus, doch Kunststück mit zuwenig Heringen, darum breche ich das Zeltähnliche schnell ab damit die Nachbarn es ja nicht sehen, jetzt wo es hell wird. Ich stelle allerdings fest, dass das Reh und ich die einzigen sind weit und breit welche schon auf sind. Friedliches Schnarchen hört man von Nebenan – die haben bestimmt einen dicken, warmen Schlafsack und eine superweiche Matratze, ja so ein Haus auf Rädern werde ich das nächste Mal auch mieten, das ist sicher!

Heute gehe ich auf eine Wanderung, fünf Stunden, drei hoch und zwei runter. Auf einem schmalen Pfad geht es steil den Berg hoch einem Wildbach entlang. Immer wieder gibt es einiges zu fotografieren, Wasserfälle, Pilze, Seen flach wie Spiegel, Berge in der Ferne usw. (siehe Fotoalbum) doch meine ganze Aufmerksamkeit gilt den Bären die irgendwo da draussen sein sollten. Es ist ja schon unglaublich da soll es Bären haben und plötzlich wenn man so wandert meint man in der Ferne einen Teddybären zu sehen. Das Jagdfieber treibt mich weiter vorwärts denn ich will ja ein Portrait für das Fotobuch schiessen. Ich schleiche mich näher und der Teddy wird zum Braunbär und der Braunbär zum Grizzly. Ich wage mich bis auf eine 200mm Zoomdistanz heran, riskiere mein Leben und bin bereit für das Bild der Bilder und plötzlich verwandelt sich der Grizzlybär in einen moosüberwachsenen Baumstrunk!? Die ganze Aufregung umsonst. So geht dies bei jeder Wanderung – das braucht Nerven! Der Regen wird stärker und ich suche meine Regenkleider – ja,ja bin ausgerüstet obwohl ein 100 Liter Kehrichtsack hätte es auch getan – nicht dass ich den ausfüllen würde aber es soll ja nicht zu Körperbetont sein oder! Diesen Tipp habe ich von einem guten Freund als wir im Alpstein waren und dort geht so was, da laufen die Wanderer ja noch ganz anders herum! Anyhow, auf dem Weg zum Gletscher passiere ich zwei Höhlen, aha da hausen meine Freunde und es sind deutlich Spuren zu sehen doch die Lockrufe scheinen eher das Gegenteil zu bewirken und ich wandere weiter in Richtung Gletscher. Da kommen mir zwei Wanderer entgegen die mir einen erfahrenen Eindruck machen und ich erzähle ihnen von den Höhlen da unten und eben, dass ich vermute es hätten sich da Bären drin verschanzt. Sie lachen nur und meinen die wären zu dieser Jahreszeit im Tal wo es Gras hat. Aha Vegetarier also und sie sind im Tal, das beruhigt und ich kann die schöne Bergwelt geniessen ohne hinter jedem Felsbrocken einen Grizzlybär zu vermuten.
Zuoberst am Fusse des Gletschers raste und geniesse ich meinen Lunch. Der Regen hat für einen kurzen Moment aufgehört und die Sonne kämpft sich einen Weg durch die Wolkendecke und beleuchtet die gegenüberliegende Seite der Rockys. Leider ist es schon spät und ich muss an den Abstieg denken – zurück ins Bärenland – die Spannung steigt wieder je näher ich der Talsohle komme und tatsächlich da steht doch ein Braunbär kuhmässig auf einer Löwenzahnwiese.
Schnell ziehe ich meine Kamera unter der Regenjacke hervor und – endlich habe ich ein Bärenfoto! Leider reicht es nicht für ein Gruppenfoto, denn meine Swissjodel Abwehrstrategie wirkt zu gut und der Bär schaut dass er so schnell wie möglich weg kommt, bei einer solchen akustischen Umweltverschmutzung … sorry! – Und der, oder sie, ist wirklich Vegetarier so wie der/sie Gras frisst!

Sonntag, 27. Juni 2010

Und tschüss!

Out!!!
Autsch das tut weh! 0:0 gegen Honduras dabei hat doch alles so gut für uns begonnen!? Aber ehrlich gesagt war das Spiel ja nicht wirklich berauschend, unsere Jungs hatten einfach zum falschen Zeitpunkt einen schlechten Tag. Aber jetzt darf man endlich auch als Schweizer Fan für die Guten, Brasilien, Argentinien, Portugal und Co. „cheeren“! – und überhaupt in zwei Jahren ist die EM und da werden wir bestimmt…?! denen werden wir es zeigen!



Gerade bin ich in Three Hills am house sitting. Die Besitzer sind für einige Wochen weg. Daniel, mein Kollege und ich hüten so quasi das Haus und ihre Mitbewohner. Wir haben zwei kleine nachtaktive Kollegen – the withe and black strubel Hamster! Die ganze Nacht lang drehen sie in ihrem „Riesenrad“ ihre runden und halten die tagaktiven WG-Mitglieder vom schlafen ab. Es ist mir schon ein Rätsel warum ein Hamster in eine WG ziehen darf – man lebt also voll aneinander vorbei ausser sie büchsen aus und verkriechen sich hinter dem Kühlschrank. Doch solche Spielchen kenne ich ja inzwischen von Mozambique. Im Moment schlafen sie friedlich im Käfig und erholen sich damit sie kommende Nacht wieder Party machen können! Super!

Wolk-a-thon
Bis vor kurzem hatte ich keine Ahnung, dass es so etwas gibt – aber es gibt es - hier in Kanada! Ein Wolk-a-thon ist quasi ein abgespeckter Marathon, ist nur 8km lang und man/frau spaziert, eben gerade richtig für Senioren … und mich! Also fahre ich los mit meiner Rostbüchse von Three Hills in die Grossstadt Edmonton und treffe dort die Organisatoren des Anlasses. Zusammen mit zwei weiteren Organisationen wird Geld für drei Waisenkinderprojekte gesammelt. Als Vertreter von Mozambique darf ich einen Rapport abgeben. Alles geht gut und mir scheint die Besucher haben mein „Swinglish“ auch verstanden. Am Sonntagmorgen darf ich noch einmal auf die Bühne, dabei würde ich doch lieber nicht, aber eben das gehört halt auch dazu und so erzähle ich frisch von der Leber was ich auf dem Herzen habe.

Perfektionist Andy
Mein Checkflug steht an und ich frage mich ja schon warum ich immer noch nervös werde – weiss ja eigentlich was kommt und fliegen kann ich doch. Aber eben es ist halt etwas anderes wenn ein Experte einen versucht zu bewerten und entscheiden kann ob man noch gut genug ist!? Ich weiss, dass ich mich gut darauf vorbereitet habe und so legt sich die Nervosität dann schnell und ich tue einfach das was ich kann – so geht es am besten, ausser eben ein Instrumenten-Anflug auf den International Airport Calgary geht quasi in die Hosen. Ist alles im Bereich der Toleranz und die Frage ist nicht ob ich bestehe oder nicht, aber … bin eben ein Perfektionist und weiss ganz genau, dass ich es doch besser kann! Da muss ich wohl etwas lernen.

Rocky Mountain
Schön, dass ich dies nun hinter mir habe – denn jetzt heisst es ausspannen und relaxen. Morgen fahre ich zu den Rocky Mountains. Zelt, Kühlbox, Regenkleider, Wasser und vieles mehr steht bereit und ich freue mich auf ein weiteres Abenteuer. Die Bärenjagd kann also losgehen – hoffentlich kommen die nicht zu nahe – sicherheitshalber habe ich mein Schweizer Armeetaschenmesser eingepackt um die Teddybärchen auf Distanz zu halten – man weiss ja nie. Auch habe ich die Verhaltensregeln studiert für einen möglichen Kontakt mit einem Grizzly damit ich dann weiss was ich sagen soll. Angeblich soll ein Swiss Jodel beim Wandern auch schon helfen und die Bären vertreiben. Erstaunt bin ich da nur wenig - ich mit meinen Jodelkünsten, da würde ich auch davon laufen wenn ich könnte. Meine Kamera wird aber immer bereit sein.

In einer Woche gibt es dann mehr vom Teddybär auf meinem Blog.

Freitag, 14. Mai 2010

Vogelgezwitscher – Skorpion – Carrotas

Es regnet, ist kalt und ich sitze am Schreibtisch und schreibe einige Zeilen. Ja, ich bin zurück in der Schweiz. Ulli mein WG-Kollege kommt rein und ich beklage mich wegen der Kälte und ziehe eine dicke Winterjacke über. „Na dreh halt die Heizung auf“, meint er! Aha ja stimmt, da gibt es ja so etwas wie eine Heizung so drehe ich diese auf -bis zum Anschlag, denn es braucht einiges um auf Mozambique Temperatur zu kommen. Bald wird es gemütlich warm und die Lebensgeister kommen wieder zurück. Das ist schon viel besser und irgendwie zieht es mich in den nahegelegenen Wald – muss einfach raus in die Natur … irgendwie kommt es mir vor wie wenn ich Jahre weg gewesen wäre… Ich ziehe meine Wanderschuhe an und ertappe mich dabei, wie ich diese, bevor ich hineinschlüpfe, umdrehe und ausklopfe – will ja schliesslich nicht einen Skorpion im Schuh plattdrücken – aha ja hier gibt es ja gar keine aber vielleicht ist einer als blinder Passagier im Schuh mitgereist. Es tut einfach gut in der Natur zu sein und ich freue mich über das Gratis- Vögel – Konzert inklusive einem Specht der mit seinem Klopfen den beat angibt. Ich bleibe für eine Weile einfach zwischen den Bäumen stehen und lausche in den Wald, geniesse die Luft und das saftige Grün, der frisch aus den Knospen entfalteten Blätter. Ein rascheln im Laub schreckt mich auf, eine kleine Maus – und ich dachte schon eine Kobra schlängelt sich zum Angriff. Die Kleine sucht fleissig nach Essbarem um vermutlich die Jungen zu füttern. Da ist wirklich einiges los nach einem langen Winter – einer Zeit der Ruhe des Ausruhens! Ich habe jetzt in der Schweiz einige Wochen der Erholung nach einer zwar kurzen aber sehr intensiven und erlebnisreichen Zeit in Afrika.

In der Schweiz sind die Felder frisch bestellt. Kartoffeln, Getreide, Mais alles ist schön säuberlich und schweizerisch angepflanzt. Der Mais steht in Reih und Glied da – stramm wie Soldaten alles 7cm eine Pflanze. Sieht schön aus und so etwas wächst nun auch in Mozambique – allerdings nicht maschinell, sondern „händisch“ gesät. Es dauerte eine ganze Weile bis das Feld vorbereitet und der Mist ausgebracht war, auch kostete es einige Liter Schweiss aber jetzt spriesst der Mais und auch das Gemüse im Showgarten sieht man bereits auflaufen. Der Durchschnittsertrag für Körnermais in Mozambique liegt bei ca 350 bis 500kg pro Hektar, in Europa mindestens 10mal höher! Pflanzabstände von 50x90cm und fehlende Nährstoffe im Boden verunmöglichen höhere Erträge. Auf meinem Flug nach Südafrika las ich einen interessanten Artikel über die Notsituation in Mozambique. Grosse Teile des Landes haben Zugang zu Flüssen, welche das ganze Jahr hindurch Wasser führen. Auf der Landw. Fläche welches Zugang zu Wasser hat könnte man soviel Mais, Getreide, Hirse usw. anbauen, um den ganzen südlichen Teil Afrikas ernähren zu können!


Auf der Farm soll nun ein grösserer „Mustergarten“ entstehen. Die ersten Versuche sind nun bereits angelegt und ich hoffe, dass der Garten „Tipo Swisso“ auch entsprechend mehr Ertrag abwirft. Meine Freunde pflegen während meiner Abwesenheit die ausgesäten „Carrotas“ (Carrot + Cenouras). Vasco, mit dem ich den Garten angelegt habe, meinte dann vor meiner Abreise, dass er gut zu den „Carrottas“ schauen wird 
:-) - so haben wir gemeinsam ein neues Gemüse kreiert und Vasco heisst ab sofort „Baba Carrottas“!


Drei Wochen bin ich noch in der Schweiz und dann geht es weiter nach Kanada – Peru – Brasilien – Schweiz – Südafrika – Mozambique! Bestimmt kommt da wieder so einiges auf mich zu. Viele Erlebnisse, Begegnungen, kleine und grössere Geschichten die ich hier mit euch teilen werde.



See ya!

Baba Bomba

Sonntag, 2. Mai 2010

Zopf, Ratte und eine Lammgeburt

Heute ist Samstag und Back tag. Alles ist bereit Mehl, Hefe, Milch, Butter, Salz und die Gasflasche ist auch voll da sollte nichts schief gehen. Schön nach Schwester‘s Rezept versuche ich die Zutaten im richtigen Verhältnis zu mischen. Keine Waage und kein Messbecher mhm wie mache ich dies bloss? Das Mehl geht noch einfach, habe nur ein Kilo zur Verfügung aber bei der Milch wird es dann schon herausfordernder also einfach nach Gefühl zwei mal die Hälfte rein. Nun das Salz, da ich nur gesalzene Butter verfügbar habe, gebe ich etwas weniger hinzu aber dafür noch ein klein wenig mehr Milch – scheint mir und ich mische das ganze aber oho, plötzlich scheint das Mehl die Saugfähigkeit zu verlieren – wie kann das nur sein? Nun stehe ich da mit verklebten Händen und überlege was ich als Mehlersatz beimischen könnte, das einzig Brauchbare ist Sägemehl!? Geht das? Ich versuche es schon gar nicht wäre ja zu schade. Der Nachbar hat bestimmt Mehl so stehe ich also Barfuss und mit Teig verklebten Händen vor der Türe und bettle nach ein wenig Mehl. Man sieht mir offensichtlich meine Notsituation an und mit einem Schmunzeln erhalte ich Nachbars Mehlvorrat. 5kg sollten ausreichen um meine klebrige ein Kilo Mischung zu retten – doch jetzt stimmt ja das Verhältnis nicht mehr und so improvisiere und experimentiere ich weiter mit Mehl, Hefe und Salz bis der Teig, meiner Meinung nach, die richtige Konsistenz hat. Stunden später – kann ich mit ein wenig Stolz drei wunder schöne Berner Züpfe aus dem Ofen holen.

Nun mache ich mich auf den Weg zum Nachbar, mit dem restlichen Mehl und einem Zopf als Dankeschön für die Rettung in Not. Ich öffne die Türe nachdem ich ein aufgeregtes „come in“ höre. Rick nimmt das Backblech, Zopf und Mehl entgegen und drückt mir gleichzeitig einen Besen in die Hand. Hertha und Karren stehen beide auf einem Stuhl und versuchen mir ganz aufgeregt etwas zu erklären – ein Tiger in der Stube, oder eine Giftschlange? Irgend so etwas muss es schon sein bei einem solchen Aufgebot. Aha eine Ratte – eine riesen Ratte soll es angeblich sein! So machen sich Rick und ich, bewaffnet mit Besen und Stock, auf und verschieben jeden Stuhl, Sofa, Gestell und Kasten auf der Suche nach der Riesenratte, währenddessen Hertha vom Stuhl aus den Überblick behält und Anweisungen gibt. Ich wusste gar nicht, dass man auf einem Stuhl sicher ist vor den Riesennager!? Da ist sie ja, aber das ist vermutlich nur das Baby denn das Ding ist gerade mal 4cm lang – nein es ist nur eine – ja aber das kleine Ding hat auch das Recht auf Leben, versuche ich die angespannte Situation etwas aufzuheitern … das kommt nicht gut an, denn die Ratte bezahlt ja schliesslich keine Miete. So schmieden wir einen Plan wie wir die Ratte – oder eher die Maus – aus der Wohnung werfen können. Diese allerdings wittert Gefahr und rast an der offenen Türe vorbei direkt in den Kleiderschrank – ja da drin ist es schön kuschelig würde ich auch auswählen - so geht die Suche noch eine Weile weiter bis wir dann schlussendlich aufgeben. Die Maus hat gewonnen und geniesst weiterhin einen Gratis Unterschlupf zwischen Pampers und Kleider.

    Das ist nicht die Maus, aber auch ein süsser Nager! 


Der Schafhirte kommt und bittet um Hilfe. Ein Mutterschaf kann das Lamm nicht zur Welt bringen. So mache ich mich auf den Weg um zu schauen was da los ist – ist ja nicht das erste mal dass ich ein Lamm zur Welt bringe – dabei helfe natürlich :-) Das sieht nicht gut aus, das Mutterschaf ist schon ganz erschöpft und zwei schlaffe Beine hängen ihr aus dem Leib. Sofort waschen wir Mutter und Lamm und vorsichtig greife ich nach dem Lamm. Der Kopf hat sich nach Hinten - oder nach Vorne je Perspektive - gedreht, so dass es den Geburtskanal blockiert – also muss das Lamm wieder rein damit ich den Kopf nach Vorne - Hinten - drehen kann und dann mit einem vorsichtigen Zug flutscht der, leider leblose kleine Körper, heraus. Bald steht das Mutterschaf auf, allerdings noch etwas geschwächt von der langen Tortur – es wird aber überleben und darüber sind wir sehr froh. Ein anderes Schaf mit ihrem kleinen zwei Tage alten Jungen kommt vorbei und schauen was da los ist. Die Herde ist bereits auf 182 Schafen angewachsen und bald werden einige davon an Gemeinden verkauft die Teil des Kleintier Projektes sind.



Ach ja übrigens, sind Hertha und Karren inzwischen von ihren „Hochsitzen“ herunter geklettert nachdem die süsse Maus einen neuen Kuschelplatz zwischen den Kleidern gefunden hat. :-)

Freitag, 23. April 2010

Baba Bomba

Ab sofort heisse ich nicht mehr Andy sondern Baba Bomba! So schnell geht es und man hat einen neuen Namen.

Baba Bomba ist gerade unterwegs nach Chimoio, mit dem Lastwage der Mission im Schlepptau. Die Kupplung ist defekt und dies nur gerade ein Monat nachdem man es schon einmal repariert hat. So kriechen wir im Schneckentempe Richtung Werkstatt. Drei Stunden dauert die Fahrt und je länger es dauert umso mehr stinkt auch meine Kupplung – hoffentlich hält sie durch. José, einer der Wächter steigt unterwegs zu und leistet mir ein Stück weit Gesellschaft. Er ist ein wenig aufgeregt und fragt mich, wie ich wisse wohin ich fahre ohne die Räder des Autos zu sehen? Reine Gefühlssache – und ich erkläre ihm wie dies geht. Vor einigen Wochen stellte er mir eine ähnliche Frage, er wollte wissen wie man als Pilot weiss wohin man fliegt – da oben gibt es ja keine Strassen!? Ist gar nicht so einfach etwas so kompliziertes einfach zu erklären und das in Portugiesisch. Mit einem Stock zeichnete ich einige Skizzen in den Sand und mir schien sie haben meinen Navigationsunterricht verstanden. Ich verstehe es, mich immer besser in Portugiesisch auszudrücken und diese Gelegenheit jemanden im Auto zu haben ist super so lerne ich einige Wörter dazu, Montagna de la Sierra, Sol, Rio sind nur ein paar Wörter die ich lerne – ist wie Spanisch nur die Aussprache ist ein wenig anders. Ein Ruck geht durchs Auto und beinahe klebe ich an der Windschutzscheibe das Abschleppseil hängt schlaff zwischen beiden Fahrzeugen – gerissen – auch das noch denke ich, aber zum Glück haben wir ein zweites dabei. Und schon geht es wieder weiter und nach drei Stunden erreichen wir mit einer rauchenden Kupplung die Werkstatt und stellen den Lastwagen mitten auf den Platz. Der Mechaniker kommt und erkundigt sich was los ist. Nachdem wir ihm die Situation erklärt haben meint er nur trocken, ein anderer Lastwagen mit dem gleichen Problem ist bereits nach vier Tagen wieder zurück gekommen – und grinst über das ganze Gesicht! Na ja das ist ja nicht gerade gute Werbung für die Werkstatt, denke ich, doch scheinbar sollen wir gefälligst zufrieden sein, dass die Kupplung wenigstens für einen Monat gut war! Ich versuche zufrieden zu sein und dies gelingt dann auch, nachdem ich in einem noblen – einem zu noblen - Restaurant ein schönes Steak verdrückt habe. Doch vor dem Steak gab es kein Salat dafür ein Nachtisch Mousse au Chocola so quasi als Vorspeise und weil wir eh warten mussten. :-) Weisse Tischtücher und Servietten, gepolsterte Stühle, ich geniesse es einfach und lasse mir Zeit denn es hat auch keine Ameisen welche mir das Essen streitig machen wollen. Es wirkt alles ziemlich steril – aber das Steak war super!

Ah ja wie ich zu meinem Namen kam, Baba heisst Vater und in der Höflichkeitsform setzt man dies vor den Namen. Bomba, die Spanisch können wissen, das dies für Pumpe steht und nun also Baba Bomba weil ich in Zukunft mit Pumpen im Gepäck umher reisen – fliegen werde.



Hier entsteht ein Mais und Gemüsegarten welches dann als Model dienen soll. Schweizer Präzisionsarbeit. Das Ziel ist es aufzuzeigen wie man mit einfachen Mitteln den Maisertrag pro Quadratmeter erhöhen kann und wie gesundes Gemüse angebaut wird. Die Solarwasserpumpe wird dann ein Teil davon werden. Dort hinterm Zelt ist das Kroki zuhause ja nicht zu nahe an das Wasser gehen, ist Baba Bombas Überlebensstrategie welche bisher ganz gut aufgegangen ist!

Dienstag, 20. April 2010

Landminen Alarm


Letzte Woche gab es Landmienen Alarm auf der Farm. Eine Witwe die bei SAM’s Waisenkinderprogram mithilft, entdeckte einen verdächtigen Gegenstand im hohen Gras. Und jetzt was macht man damit und wen rufen wir um Hilfe? Nur gerade 10km von der Farm entfernt war bereits eine Firma damit beschäftigt einige Tretmienen zu entsorgen. Sie waren sehr hilfsbereit und nahmen sich der Sache an.

Die Kontamination von grossen Gebieten in Mosambik durch Minen und Blindgänger resultierte aus fast 30 Jahre Krieg. Ab 1964 mit dem Kampf für die Unabhängigkeit von Portugals Kolonialherrschaft durch Frelimo (Frente de Libertação de Moçambique). Nach Mosambik‘s Unabhängigkeit im Jahre 1975, erschütterten weitere Konflikte zwischen der Frelimo Regierung und Renamo, die vom benachbarten Rhodesien (jetzt Simbabwe) unterstützt wurde, das Afrikanische Land. Frelimos Minen wurden zum Schutz der wirtschaftlichen Infrastruktur verwendet und Renamo, zur Kontrolle der Strassen. 1979 wurde Renamo von Südafrika unterstützt worauf dann der Konflikt eskalierte. Der Krieg dauerte bis 1992 und endete mit der Unterzeichnung des Friedensabkommens.

Millionen Minen wurden vergraben und noch heute sterben, beziehungsweise werden jährlich viele Unschuldige invalid. Die Herstellung einer Tretmine kostet 3US$ und das aufspüren und entsorgen 1000US$. Das Ziel der Regierung in Mosambik ist, bis 2014 minenfrei zu sein.
Die Landminen Verunreinigung ist eine zusätzliche Einschränkung im humanitären Aufbau eines der ärmsten Länder der Welt. Kinder, Bauern und Frauen beim Brennholz sammeln sind die unschuldigen Opfer.

Wir sind sehr froh, dass es sich bei dem Gegenstand im Gras nicht um eine Mine gehandelt hat und es ein Fehlalarm war. Aber irgendwie löst dies bei mir schon ein Unbehagen aus, das Wissen, dass da draussen noch so kleine Dinger herum liegen!

Sonntag, 4. April 2010

Weshalb Menschen arm und hungrig sind

Jetzt sitze ich gerade draussen im Garten auf der Farm von Mercy Air in Südafrika. Es ist wieder einmal Blogging Zeit. Ich verbrachte eine sehr gute und interessante Zeit in Zambia – allerdings war das Zeltleben in Mozambique wesentlich abwechslungsreicher und abenteuerlicher. So kann ich dieses mal von keinem Schlangen-Skorpion-Kroko oder Malaria Erlebnis berichten. Nicht dass die letzten zwei Wochen langweilig gewesen wären, aber im Vergleich zum Buschleben schon eher auf der unteren Seite der Action-Skala. Ich freue mich schon wieder darauf bald, in meinem mit einer Schweizer Fahne markiertem Zelt, einziehen zu können. Auch vermisse ich die Sandhäufchen im Fussbereich meines Hängematte ähnlichen Bettes – ist doch so gemütlich!

Weniger Aktion, dafür wälzte ich umso mehr Gedanken im Zusammenhang mit der Situation in Mozambique.
Im Letzten Blog Beitrag berichtete ich von Domingos defekter Wasserpumpe. Leider gibt es bis jetzt nur einige wenige, die wie Domingo, moderne Technik zur Verbesserung der Produktion von Mais und Gemüse einsetzen. Warum? Vielleicht weil sie kein Geld haben oder weil ihnen niemand diese Möglichkeit demonstriert hat? Nein! Das Problem liegt viel, viel tiefer. Gerade lese ich ein sehr interessantes und aufschlussreiches Buch über den Animismus. Ich kopiere daraus einen kurzen Abschnitt um die Tiefe der Not besser aufzeigen zu können.

Animismus ist ein formloses religiöses System, dem auf der ganzen Welt Millionen von Anhängern von Naturreligionen, Buddhisten, Hindus und synkretistische Muslime und Christen angehören. Für den Animisten liegen die Ursachen für Hunger und Armut ausserhalb der materiellen Welt. Animisten glauben oft an Hunderte von Göttern, die launisch und unberechenbar sind. Überschwemmungen und Erdbeben, Dürren und Seuchen sind die physischen Manifestationen an sich irrationaler Kräfte. Schlimme Dinge geschehen, wenn die Götter wütend oder den menschlichen Bedürfnissen gegenüber gleichgültig sind. Die Lösung dafür? Unaufhörliches Besänftigen.
In dieser Weltanschauung muss der Mensch in Harmonie mit den Göttern leben. Die Welt, die wir sehen, ist eigentlich eine Illusion. Das Ziel des Menschen ist, den endlosen Kreislauf der Existenz zu überleben und der Welt zu entkommen. Dir spirituelle Welt schluckt die materielle, denn nur die spirituelle Welt ist real. Die materielle Welt ist vergänglich. Was ist der Mensch? Ein Geist.
Der Animist behauptet, dass die Ereignisse wie auch die Lösungen ausschliesslich von ausserhalb, aus dem spirituellen Bereich, kommen. Um ein Problem zu lösen, muss man die Götter besänftigen. Ausserhalb dessen kann nichts getan werden. Die Menschen sitzen in der Falle. Das Äusserste, was sie tun können, ist zu versuchen, ihrem Schicksal im nächsten Leben zu entkommen oder auf ein neues Goldenes Zeitalter zu warten.
Der Animismus lokalisiert die Ursache für Hunger und Armut „irgendwo da draussen“, ausserhalb der Welt in irgendeinem spirituellen Bereich.

Auszug aus: Wie sollen wir denn Denken von Darrow L. Miller.


Wenn es mir schlecht geht ist dies nicht mein Problem - es ist das Problem der Götter.
Wenn es nicht regnet und dadurch die Maispflanzen neben dem Fluss verdorren - es ist weil die Götter es so wollen.
20% der Bevölkerung in Mozambique ist HIV positive – weil die Götter es so wollen.
1.6 Millionen (1‘600‘000) Waisenkinder,bei einer Bevölkerung von 21 Mio. – weil es die Götter so wollen!

Vor kurzem fragte ich ein Farm Mitarbeiter ob er auch eine Wasserpumpe einsetzt um seine Felder zu bewässern? Seine Antwort war: „ ich vertraue Gott, dass er es regnen lässt“! Die Felder liegen neben dem Fluss. Weil es Sache der Götter ist, wird auch nichts unternommen um die Situation zu ändern. Es ist nicht meine Aufgabe als Mensch an meiner Bestimmung etwas zu ändern auch wenn die Chancen riesig wären.

Es gibt Hoffnung für diese Menschen durch komplette Transformation.


Samstag, 13. März 2010

Defekte Wasserpumpe

Heute habe ich mit Domingo, dem Kuhhirten abgemacht. Er wohnt nahe der SAM Farm und ich möchte gerne seine Maisfelder und seinen Garten begutachten. Domingo ist einer der wenigen die eine Wasserpumpe besitzen und so das ganze Jahr hindurch Gemüse produzieren können. Als ich ihn bei Arbeitsbeginn treffe, erwähnt er, dass seine Pumpe nicht mehr funktioniert und ich doch einmal danach schauen soll. Na ja denke ich, schauen kann ich schon aber ob ich mich als Mechaniker bewähren kann ist eine ganz andere Frage! Um elf Uhr treffe ich ihn, nach einem halb stündigen Marsch am Fluss. Er kommt mir entgegen um die 10 Liter Benzin die inzwischen wie 100kg an meinen Armen zehren, zu übernehmen. Die Sonne brennt und der Schweiss tropft doch ich bin froh dass ich nach 10 Tagen wieder bei Kräften bin und die Malaria überwunden ist. Die roten Blutkörper scheinen sich auch wieder gut regeneriert zu haben. Gut so!

Inzwischen sind wir unten am Fluss angekommen, ich schaue prüfend nach links und rechts kann aber kein Krokodil ausmachen. Sie haben sich wohl in das kühle Wasser verzogen. Jetzt geht es mit dem aus Rinde hergestellten Kanu hinüber auf die andere Seite. Ich versuche im Schilf ein etwas Krokodilähnliches zu entdecken doch nichts, schade denke ich – oder vielleicht ist es auch besser so! Drüben klettere ich vorsichtig aus dem Kanu und ziehe es aus dem Wasser, Domingo folgt mir und zeigt mir den Platz wo er die Wasserpumpe installieren möchte. Wir gehen weiter auf einem schmalen mit Bananenstauden und Zuckerrohr gesäumten Pfad die Böschung hoch. Eidechsen huschen über den Weg und verschwinden im schützenden Gestrüpp. Alles sieht sehr gepflegt aus und Domingo zeigt mir sein Bewässerungssystem und seine Pflanzungen.
Tomaten, Kohl, Karotten, Süsskartoffeln es scheint dass hier alles wächst wenn man genügend Wasser hinführen kann. Weiter oben stehen die Hütten, eine Kochhütte, eine Lagerhütte, eine Hütte um Besucher zu empfangen in welcher wir gerade sitzen und da oben, erklärt er mir mit einem breiten Grinsen, ist der Palast des Königs – seine Schlafhütte. Alles ist sehr sauber und ordentlich. Ich schaue mir die Wasserpumpe an und schnell merke ich, dass da was nicht stimmt, Benzin im Öl ist kein gutes Zeichen vermutlich etwas mit dem Vergaser, doch ohne Werkzeug kann man da nichts machen und ich schlage vor, dass wir den Motor auf die Farm bringen.
Gleich möchte ich aufbrechen doch er winkt ab und sagt ich soll mich hinsetzen und fünf Minuten warten. Er ruft seiner Frau etwas zu und nach fünf Minuten bringt sie frisch gekochte Maiskolben und grillierte Kürbisstücke. Es sieht sehr gut aus und ich darf nachdem ich meine Hände – mit Seife waschen musste – zugreifen. Domingo merkt, dass ich mich nicht so wohl fühle dabei und erklärt mir, dass Besucher in ihrer Kultur mit Essen willkommen geheissen werden und er mir dadurch danke sagen möchte dass ich ihn und seine Familie besuche. Nun sitzen wir alle in der Hütte und geniessen ein feines Essen. Hühner und Enten spazieren zwischen den Beinen durch und hoffen ein Krümel zu ergattern doch von mir bekommen sie nichts denn es ist viel zu gut!
Nachdem wir gegessen und geplaudert haben geht’s zurück auf die Farm. Bevor ich dazu kam die Pumpe zu ergreifen hatte Domingo diese schon auf seinem Kopf oben und meinte er wäre sich dies gewohnt. Nun geht’s zurück an den Fluss, mit dem Kanu rüber, in zwei Etappen denn die Pumpe und ich sind zu schwer für das kleine Kanu und dann einen kurzen Fussmarsch bis zur Farm. Der Mechaniker nimmt sich der Sache an und findet schnell das Problem im Vergaser. Schmutziges Benzin verstopfte das Ventil. Schnell reinigen und wieder zusammensetzen, frisches Öl rein und der Motor läuft wieder. Domingo bedankt sich und freut sich, dass er nun endlich seine Tomaten bewässern kann. Etwas später mache ich einen kleinen Spaziergang an den Fluss und höre von weitem die Pumpe laufen – ich freue mich.

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